Mitunter leiden Rheuma-Patienten viele Jahre an Rückenschmerzen bis sie die richtige Diagnose erhalten, moniert die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie.

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Etwa 40 Prozent der Österreicher klagen über regelmäßige Rückenschmerzen. In Deutschland haben 70 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal im Monat Probleme mit dem Kreuz. Meist liegt ein unspezifischer Schmerz vor, bei dem keine genaue Ursache erkannt wird. Bei etwa einem Viertel der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen kann der Grund eine chronisch-entzündliche Wirbelsäulenerkrankung wie der Morbus Bechterew sein, wie Experten betonen. Hierbei entzünden sich Knochen und Weichteile der Wirbelsäule und verursachen große Schmerzen.

Im Vorfeld ihres 45. Kongresses weist die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) darauf hin, dass lediglich etwa jeder Vierte dieser Betroffenen eine korrekte Diagnose erhält. "Als Ursache für den Rückenschmerz werden entzündlich-rheumatische Erkrankungen häufig gar nicht oder erst zu spät erkannt", bedauert Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne.

Die zwei häufigsten rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen sind die rheumatoide Arthritis (RA) und die axiale Spondyloarthritis (SpA), dessen schwere Verlaufsform auch Morbus Bechterew genannt wird. Hierbei entzünden sich die Knochen sowie die anliegenden Sehnen und Bänder der Wirbelsäule und verursachen chronische Schmerzen im Rücken. "Hier ist es besonders wichtig, schnelle und sichere Diagnosen zu stellen, um Betroffene frühzeitig zu therapieren. Nur so können Folgeschäden, Einschränkungen und schlimmstenfalls Arbeitsunfähigkeit verhindert werden", betont die Rheumatologin.

Schlaflose Nächte als Indikator

Mitunter leiden Rheuma-Patienten viele Jahre an Rückenschmerzen bis sie – wenn überhaupt – die richtige Diagnose erhalten. Den Grund für die häufigen Fehl- und Spätdiagnosen bei Rheuma-Patienten sehen Experten der DGRh darin, dass diese zunächst Hausärzte und Orthopäden bei Rückenschmerzen aufsuchen. Zu selten ziehen die Ärzte dann rheumatische Erkrankungen in Erwägung und überweisen zum internistischen Rheumatologen.

"Bereits in der Erstversorgung sollten Patienten unter 45 Jahren, die über 12 Wochen chronische Rückenschmerzen haben, auf Charakteristika einer Rheumaerkrankung befragt werden", empfiehlt Kiltz. "Wacht beispielsweise der Patient aufgrund von Schmerzen regelmäßig in der zweiten Nachthälfte auf oder verbessern sich die Beschwerden bei Bewegung, sollte unbedingt an die Möglichkeit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung gedacht werden."

Haben Patienten darüber hinaus bereits andere Vorerkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Schuppenflechte, verdichte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Rückenschmerz beispielsweise Folge eines Morbus Bechterew sei. (red, 6.9.2017)