Wien – Der Presserat hat den "Kurier" für fehlende Trennung von Redaktionellem und Werbung gerügt. Anlass waren zwei Beiträge der Artikelserie "Jahr der Milch" Anfang des Jahres: In Kochrezepten seien Produkte der Molkereifirma NÖM promotet worden, so der Senat 1 des Presserats am Mittwoch in einer Aussendung. Das verstoße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse.

Der "Kurier" hatte in der Beilage "Mein Sonntag" Rezepte abgedruckt. Dabei wurden "bei den Zutaten explizit Milchprodukte der Firma NÖM angeführt und diese Produkte wurden auch auf Bildern gezeigt", schilderte der Presserat in einer Aussendung am Mittwoch die Ausgangslage. Ein Leser hatte sich mit einer Mitteilung an das Selbstkontrollorgan gewandt.

Inhaltlich seien "die beiden Artikel grundsätzlich informativ und sachlich gehalten, auch wenn eine durchwegs positive Einstellung gegenüber Milch und Milchprodukten erkennbar ist". Damit hätte der Senat allerdings kein medienethisches Problem. Dass die Produkte prominent platziert wurden, sei aber "in dieser Form nicht medienethisch zulässig": "Nach Meinung des Senats wurden die Produkte der Firma NÖM in den Rezepten gezielt beworben, ohne dass dies ausreichend gekennzeichnet wurde."

"Kurier": Redakteure entschieden selbstständig

Da half auch die Argumentation des "Kurier" nichts: nämlich dass man NÖM-Produkte verwendet habe, weil sich die Texte vor allem an Leser in Ostösterreich gewandt hätten, wo NÖM überwiegend vertrieben werde. Die Redakteure hätten sich selbstständig dafür entschieden, auch weil es bereits NÖM-Fotos gegeben habe. Der Molkereikonzern habe keinen Einfluss auf die Berichterstattung gehabt.

Letzteres bezweifelte der Senat auch gar nicht. Allerdings hielt er fest: Für einen Verstoß gegen den Ehrenkodex reiche es bereits aus, "dass den Lesern eine klare Abgrenzung zwischen Werbung und unabhängiger redaktioneller Berichterstattung nicht möglich ist". Was die Lokalisierung von Lesern und Produkten betrifft, fand er die Argumentation des "Kurier" "wenig stichhaltig": "In Ostösterreich werden auch Milchprodukte von vielen anderen Molkereien oder Marken vertrieben." (APA, 6.9.2017)