Marcel Haraszti steigt bei Rewe in Frank Hensels Fußstapfen.

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Wien – Die weltweite Lebensmittelbranche ist im Umbruch. In den USA zieht Amazon gegen stationäre Händler zu Felde. Der Onlineriese hat jüngst die Biolebensmittelkette Whole Foods übernommen und senkt die Preise dort gerade um bis zu 50 Prozent. Ob sich damit Geld verdienen lässt, ist für Konzernchef Jeff Bezos zweitrangig. Ihm geht es vor allem um die Verzahnung seiner Internetdienste mit stationären Geschäften. Ein Grund, warum er auch in Deutschland die Zustellung frischer Lebensmittel ausweitet.

Fast zeitgleich machte Walmart, der weltgrößte Händler, die Allianz mit Google publik. Kunden können in den USA künftig hunderttausende Artikel über den Platzhirsch unter den Suchmaschinen mithilfe von dessen Sprachassistenten kaufen. Walmart verlässt sich damit wie viele kleinere Ketten nicht länger nur auf eigene Webshops.

Marcel Haraszti will aus den internationalen Umwälzungen keinerlei Rückschlüsse auf Österreich ziehen. Die Kooperation von Walmart und Google sei interessant, aber kein Erfolgsrezept, sagt der neue Bereichsvorstand für Billa, Merkur, Adeg und Bipa in Österreich. Rewe selbst brauche weder Google noch Amazon. "Wir kennen die lokalen Märkte, wir haben die Infrastruktur, Logistik und Wertschöpfung." Auch bei Software und Technologie habe der Konzern keinen Input von außen notwendig.

Vorbild Großbritannien

Haraszti verweist auf die Briten, die sich ihr Internetgeschäft ebenso selbstständig, ohne Google, aufbauten. Mittlerweile weise ihr Handel den höchsten Onlineanteil auf.

Der gebürtige Wiener mit Wurzeln in Ungarn übernimmt derzeit schrittweise Agenden von Rewe-Österreich-Chef Frank Hensel, dessen Vertrag im April 2018 ausläuft. Allerdings nicht als Vorstandschef. Dieser Job wird abgeschafft. Die Österreicher berichten künftig direkt an die Kölner Konzernzentrale. Eine Entmachtung der Österreich-Tochter sieht Haraszti darin nicht. "Das Geschäft in Österreich wird nach wie vor in Österreich gemacht, alle Entscheidungen für Österreich werden in Österreich getroffen", ist er zuversichtlich. Zudem habe Wiener Neudorf die Gesamtverantwortung für den Diskonter Penny erhalten, was vier Milliarden Euro Umsatz mehr bringt.

Haraszti begann einst als Trainee bei Rewe, schwang sich vom Marktleiter zum Vorstandsassistenten auf. 15 Jahre verbrachte er im Ausland, unter anderem als Chef von Billa in der Ukraine und in Rumänien. Nach Stationen in Litauen und Lettland ging es nach Bayern, nun soll er die Geschicke hierzulande lenken. Sein Nomadentum sei vorbei, sagt der 41-jährige Vater zweier Kinder. Er sei nach Österreich gekommen, um zu bleiben.

Was Herausforderungen abseits des Onlinehandels betrifft, bleibt er vage. Einfacher sollen die Strukturen werden, schneller die Reaktionen auf Trends. Merkur könnte es vermehrt in kleineren Ausgaben geben, Billa wiederum wolle auf der Fläche wachsen. Das neue Gehaltsschema für die 42.000 Mitarbeiter wird noch auf seine Kosten abgeklopft. Die Sozialpartner geben dafür bis 2021 Zeit. (vk, 29.8.2017)