Seit Beginn der Messungen vor über 250 Jahren waren nur zwei Sommer heißer als der diesjährige.

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Wien – Was viele schon geahnt haben, hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) nun bestätigt. Der Sommer 2017 ist der drittwärmste seit Beginn regelmäßiger wissenschaftlicher Messungen im Jahr 1767. Heißer war es nur in den Jahren 2003 und 2015, erklärte die ZAMG am Dienstag.

Juni, Juli und August 2017 lagen in der vorläufigen Sommerbilanz um zwei Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel und reihen sich damit in den Rekordlisten ganz weit vorne ein. "Wärmer waren in der 251-jährigen Messgeschichte nur der Sommer 2003 mit 2,9 Grad Celsius über dem Mittel und der Sommer 2015 mit 2,4 Grad Celsius über dem Mittel", sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik. "Somit erlebte Österreich elf der wärmsten Sommer der 251-jährigen Messgeschichte im Zeitraum 2000 bis 2017."

Die Grafik zeigt deutlich: Seit den 1980er-Jahren werden die Sommer immer wärmer.
Grafik: ZAMG

Ungewöhnlich viele Hitzetage

Auch die Zahl der heißen Tage ist heuer ungewöhnlich hoch. "In einigen Regionen sind wir sogar nahe an den Rekorden, und einige heiße Tage kommen ja noch", meinte Orlik. "An der Spitze der Hitzeliste liegt derzeit Andau im Seewinkel mit 46 Tagen von mindestens 30 Grad. Der Rekord stammt hier aus dem Jahr 2003 mit 52 Hitzetagen. In Hohenau an der March gab es bisher 45 Hitzetage, der Rekord liegt hier bei 47 Tagen mit mindestens 30 Grad." Der österreichweite Rekord an heißen Tagen wurde allerdings bisher nicht gebrochen. 2003 gab es in Leibnitz 56 Tage mit mindestens 30 Grad.

Für Hitzegeplagte besonders unangenehm waren die heißen Nächte – vor allem in den österreichischen Städten, allen voran die Wiener Innenstadt. Denn heuer war die Zahl der sogenannten Tropennächte (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) beachtlich hoch und durchwegs über dem Mittel. In den Landeshauptstädten gab es größtenteils zwischen zwei Tropennächte in Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt und neun in Eisenstadt und Wien-Hohe Warte. An der ZAMG-Wetterstation Wien-Innere Stadt wurden heuer sogar schon 28 Tropennächte registriert. In einem durchschnittlichen Sommer sind 16 zu erwarten.

Zahlreiche Unwetter

Nicht nur Hitze, sondern auch heftige Unwetter plagten die Landwirtschaft. Im Lauf des Sommers zogen Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und Hagel über das Land. So wurden am 30. Juli auf dem Innsbrucker Flughafen während eines Gewitters Sturmböen bis 165 km/h erreicht. Das ist einer der höchsten Werte, die jemals in Österreich in tiefen Lagen gemessen wurden.

Auch in der Nacht auf 11. August wurden bei Gewittern im Gebiet vom Burgenland über das Wiener Becken bis zum Weinviertel verbreitet Sturmböen um 100 km/h gemessen, in Bruckneudorf knapp 130 km/h. An der ZAMG-Wetterstation Eichberg regnete es innerhalb von 45 Minuten 40 Millimeter. Am 18. August wurden in Reichersberg in Oberösterreich in Verbindung mit einer Gewitterlinie Sturmböen bis zu 126 km/h gemessen. Dort riss eine Orkanböe in St. Johann am Walde die Aluminiumkonstruktion eines Festzelts um, zwei Menschen starben.

137.500 Blitzeinschläge

Heuer gab es auch einige Blitzeinschläge. Das Blitzortungssystem Aldis registrierte bisher 137.500 Blitzeinschläge (Wolke-Erde-Blitze). Das entspricht in etwa dem vieljährigen Mittel. In den Jahren 2013 bis 2016 gab es im gleichen Zeitraum weniger Blitzeinschläge als heuer (zwischen 83.000 und 132.000), 2012 deutlich mehr (195.400).

Zählt man auch andere Blitzentladungen dazu (zum Beispiel Impulse innerhalb der Wolken), blitzte es heuer in Österreich bereits etwas mehr als 1.083.000-mal. Auch dieser Wert liegt im vieljährigen Mittel. Der Tag mit den meisten Blitzeinschlägen war bisher der 9. Juli mit rund 7.600 Wolke-Erde-Blitzen. Die meisten Einschläge wurden im Bereich der Niederen Tauern geortet.

Seit Sommerbeginn wurde die Informationsschwelle für Ozon (180 Mikrogramm pro Kubikmeter als Einstundenmittelwert) an zehn Tagen an 22 Messstellen überschritten (30. Mai, 20., 22. und 23. Juni., 20. und 31. Juli sowie 3., 4., 9. und 18. August). Die meisten Überschreitungen verzeichnete das Umweltbundesamt an den Messstellen Kittsee im Burgenland und Hainburg in Niederösterreich mit jeweils drei Tagen. (APA, red, 29.8.2017)