Sebastian Kurz im Gespräch mit Tarek Leitner.

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"Wer hat, dem wird gegeben", zitierte Tarek Leitner im Sommergespräch mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz am Montagabend auf ORF 2 aus dem Matthäus-Evangelium. Es ging um die vielen privaten Spenden für den Wahlkampf des Parteichefs, der für seine 31 Jahre sehr jung aussieht. Ohne Krawatte erklärte Sebastian Kurz entspannt die Welt. Seine Welt. Etwa wie er überrascht wurde vom Rücktritt seines Vorgängers, wie er aber zum Glück schon sein Team hatte und mit diesem schon länger in der türkisen "Farbenwelt" gearbeitete hatte.

Leitner wollte den Redeschwall des Politikers oft stoppen, was Kurz elegant verhinderte. Irgendwann nach der Halbzeit meinte der Moderator merklich ungeduldig, er habe Kurz nun "schon 36 Minuten geschenkt". Er wolle eben noch etwas in die Tiefe gehen, meinte Kurz. "Und ich würde gerne etwas konkreter werden", konterte Leitner. Als er nach den christlichen Werten der ÖVP fragte, meinte Kurz, er habe das Gefühl, jene Menschen, die 2015 Flüchtlingen halfen, wollten vor allem ihr Gewissen beruhigen. Helfen müsse man "vor Ort". Nur bei den Grenzkontrollen blieb Kurz klar auf Linie, zu Koalitionsvorlieben verriet er dafür nichts. Sparen will Kurz auch bei Förderungen. Dass diese in Österreich großteils aus Steuererleichterungen bestehen und Kurz eigentlich ebensolche versprochen habe, überging der Kandidat plaudernd. Ebenso wie den Umstand, dass Österreich in Sachen Wirtschaftswachstum derzeit vor Deutschland liegt.

Förderungen kürzen also. "Wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat", geht es bei Matthäus übrigens weiter. Hauptsache, man hat ein ruhiges Gewissen. (Colette M. Schmidt, 28.8.2017)

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