Donald Trump hat keine Berührungsängste mit Joe Arpaio. Die Kritik wegen seines unmenschlichen Umgangs mit Häftlingen war für Trump schon im Wahlkampf kein Hindernis, sondern Grund seiner Begeisterung für den selbsternannten "härtesten Sheriff der USA". Nun hat der US-Präsident den Mann begnadigt, der einst Häftlinge bei 50 Grad in der Wüste von Arizona in einem Zeltstadtgefängnis hielt und demütigende Arbeiten in "chain gangs" verrichten ließ – eine Vorgangsweise, die ihren Ursprung in der Sklaverei hat und in den USA eigentlich seit den 1950ern nicht mehr angewendet wird. Häftlinge beklagten auch, dass es selten Wasser und nur zwei identische, ungewürzte Mahlzeiten pro Tag gab. Schäferhunde erhielten ihre Befehle auf Deutsch; Arpaio selbst sprach von einem Konzentrationslager – nur "im Scherz" natürlich, wie er später anmerkte.

Trump steht mit der Begnadigung Arpaios zwar rechtlich auf sicherem Boden: Der US-Präsident darf Urteile aufheben – also auch jenes gegen Arpaio wegen Missachtung des Gerichts, weil er sich geweigert hatte, seine Racial-Profiling-Methoden aufzugeben. Trump legitimiert mit dem Schritt aber von höchster Stelle und nur kurz nach den Neonazi-Aufmärschen in Charlottesville erneut Rassismus.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, sendet die Begnadigung eine Botschaft an Trumps Unterstützer: Ihr habt nichts zu befürchten, solange ihr auf meiner Seite steht. Das hat auch Auswirkungen auf die Untersuchungen in der Russland-Affäre zu Trumps Wahlkampfteam. Sonderermittler Robert Mueller will Exberater Trumps dazu bringen, gegen den Präsidenten auszusagen. Stellt Trump ihnen aber Straffreiheit in Aussicht, verliert Mueller sein wichtigstes Druckmittel. (Noura Maan, 27.8.2017)