Der nächste schmerzliche Abgang: Werber Martin Radjaby-Rasset verlässt die Grünen, und das zur Unzeit. Nicht dass jeder Einfall des PR-Gurus stets zum Renner wurde; die von ihm mitentworfene softe Linie hat den Grünen weniger gut getan als dem Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen. Doch wer eine Kampagne konzipiert hat, sollte bis zum Ende mit von der Partie sein. Es kann ja Bedarf zum Nachjustieren geben.

In der Außenwirkung ist der Rückzug erst recht unheilvoll: Angesichts der aktuellen Umfragewerte drängt sich unweigerlich die Metapher vom sinkenden Schiff auf.

Dabei sind die Grünen an der vordersten Front selbst nicht schlecht aufgestellt. Ulrike Lunacek hat den Vorteil, die einzige Frau unter den Spitzenkandidaten zu sein – logisch, dass die neuen Plakate dieses Asset hervorstreichen. Die 60-Jährige neigt zu klaren Aussagen und hat im Europawahlkampf 2014 bewiesen, dass sie gewinnen kann.

Umso unverständlicher ist, dass die Grünen Lunacek nicht gleich zur unumschränkten Chefin gekürt haben. Im Hahnenkampf um das Kanzleramt droht die Partei ohnehin unterzugehen, da hat die Kandidatin jeden publikumswirksamen Auftritt bitter nötig. Doch so saß beim ORF-"Sommergespräch" unlängst nicht Lunacek, sondern die nominelle Parteiobfrau Ingrid Felipe – und erweckte mit Reminiszenzen an die Tiroler Heimat den Eindruck, dass sie sich selbst fehl am Platz fühlt. (Gerald John, 25.8.2017)