Wien – Jahrelang ging es mit den meisten Rohstoffpreisen talwärts, bevor im Vorjahr eine Trendwende einsetzte. Angetrieben durch das Konjunkturhoch der globalen Wirtschaft zeigen viele Notierungen wieder steil nach oben. Etwa bei dem Industriemetall Kupfer, das mit mehr als 6500 US-Dollar je Tonne auf einem Dreijahreshoch notiert. Und Zink ist derzeit so teurer wie seit 2007 nicht mehr. Neben der wiedererwachten Weltkonjunktur gibt es einen weiteren Preistreiber, nämlich die Dollarschwäche, die Rohstoffe für Käufer außerhalb des Dollarraums tendenziell verbilligt beziehungsweise Verteuerungen abfedert.

Analysten bereiten die steilen Anstiege jedoch Kopfzerbrechen. "Ich erwarte eine deutliche Korrektur", sagt Rohstoffanalyst Daniel Briesemann von der Commerzbank, "da ist mir zu viel heiße Luft drinnen." Aus seiner Sicht sind die Kurse der fundamentalen Entwicklung davongelaufen, vor allem wegen spekulativer Nachfrage aus China. Daher habe das Reich der Mitte Maßnahmen ergriffen, um die Spekulation bei Stahl und Zink einzudämmen – was laut Briesemann auch auf andere Industriemetalle ausgeweitet werden könnte.

Kuriose Lage bei Stahl

Eine kuriose Situation ortet der Analyst etwa bei Stahl, wo sich die Profitabilität für chinesische Erzeuger auf einem Neunjahreshoch befinde, weshalb diese die Produktion ausweiten würden. "Es gibt sehr viel Angebot auf dem Markt, gerade in China wird zu viel produziert", sagt Briesemann. Trotz dieser Überversorgung hielten sich die Stahlpreise auf hohen Niveaus – was auch die Preise von Eisenerz und Kohle stütze.

Auch RBI-Analystin Judith Galter hebt die spekulativen Elemente hinter den jüngsten Anstiegen hervor. Im Gegenzug sieht sie als unterstützenden Faktor neben Dollarschwäche und Weltkonjunktur auch die rückläufigen Lagerbestände bei einigen Industriemetallen. "Das ist ein Zeichen, dass die Nachfrage schon robust ist", sagt Galter. "Das Umfeld in den nächsten zwölf Monaten ist also nicht das schlechteste." Auch Commerzbank-Experte Briesemann betont, dass er nicht von einer dauerhaften Trendwende nach unten ausgeht: "Korrekturen in einem Aufwärtstrend sind gesund – und jetzt ist eine überfällig." (aha, 24.8.2017)