Das "Archäologie am Berg"-Team.

Foto: brandner/NHMWien

Der Archäologe Christian Seisenbacher erläutert die prähistorischen Bergbaubefunde unter Tage.

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Die Anthropologin Doris Pany-Kucera demonstriert die Spuren chronischer Stirnhöhlenentzündungen an einem der Skelette aus dem ältereisenzeitlichen Gräberfeld.

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Das Kinderprogramm, betreut von den Anthropologinnen Karin Wiltschke-Schrotta und Andrea Stadlmayr, vermittelte anatomische Grundkenntnisse und erfreute sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit.

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An der Archäozoologiestationen erklären Konstantina Saliari und Janette Horvath die bronzezeitliche Speckproduktion.

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Über DNA-Analysen an bronzezeitlichen Schweineknochen berichtet Sabine Hammer von der Veterinärmedizinischen Universität.

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Gerald Raab von Crazy Eye führt durch sein 3D-Modell der Ausgrabungsstollen unter Tage für das VirtualArch-Projekt.

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Anna Ita von der Geologischen Bundesanstalt stellt die geoelektrischen Messungen im Hallstätter Hochtal vor.

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Extra für "Archäologie am Berg" haben die Kolleginnen und Kollegen von der Geologischen Bundesanstalt ein Modell einer geoelektrischen Messung gebastelt.

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Wer zwei volle Tage Interaktion mit der interessierten Öffentlichkeit erfolgreich meistern möchte, braucht ein gutes Konzept, klare Antworten und eine genaue Vorstellung, wie man brauchbare Anknüpfungspunkte schafft. Die Veranstaltung "Archäologie am Berg" ist ein echter Reality-Check für die Forschung.

Schon zum 15. Mal hat die Veranstaltung, die das Naturhistorische Museum Wien mit Unterstützung der Salzwelten und zahlreicher wissenschaftlicher Partnerinstitutionen durchführt, stattgefunden. Ihr Ziel ist die Vermittlung der Hallstatt-Forschung im Hallstätter Hochtal.

Zentraler Bestandteil des Veranstaltungskonzepts ist neben der Präsentation von Forschungsresultaten auch die Vermittlung unserer Forschungsmethoden. Wir wollen den Besucherinnen und Besuchern nicht nur einen kurzen Blick hinter die Kulissen gewähren, sondern ein echtes Verständnis für unsere Arbeitsweise vermitteln und die Qualität der Daten, auf denen unsere Aussagen beruhen, durchleuchten. Daher werden die wissenschaftlichen Stationen nach Möglichkeit von den Expertinnen und Experten betreut, die die entsprechenden Forschungsresultate erarbeitet haben.

Klassiker und Brandaktuelles

Die Struktur der Veranstaltung ist zweigeteilt. Zum einen gibt es ein Fixprogramm, das die grundlegenden und kontinuierlichsten Elemente der Hallstatt-Forschung umfasst. Hierzu zählen neben der Präsentation der archäologischen Ausgrabungen im Bergwerk und im eisenzeitlichen Gräberfeld die Dendrochronologie und Holzforschung, die Experimentelle Archäologie, die Arbeit von Restauratorinnen und Restauratoren sowie Einblicke in die Ernährungsweise prähistorischer Menschen. Zum anderen präsentieren wir ein jährlich wechselndes Schwerpunktprogramm. Hier werden aktuelle Forschungsthemen, neue Resultate und neue Projekt präsentiert. Zu den diesjährigen Schwerpunkten zählten das Thema Knochen und die beiden neugestarteten Projekte Facealps und VirtualArch.

Wie gesund waren eisenzeitliche Bergleute?

In Knochen stecken zahlreiche Informationen bezüglich Gesundheitsstatus, Arbeitsbelastung oder Ernährungsstatus. Da der Friedhof der eisenzeitlichen Bergleute bekannt ist, können wir hier wichtige Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt dieser Menschen erlangen. Zum einen belegt dieser Friedhof, dass in der älteren Eisenzeit hier im Hallstätter Hochtal eine der reichsten Gemeinschaften nördlich der Alpen lebte. Zum anderen konnten anthropologische Analysen bereits vor längerer Zeit zeigen, dass die im Gräberfeld bestatteten Bergleute einer intensiven und einseitigen Arbeitsbelastung ausgesetzt waren.

Im Rahmen des Hallimpact-Projekts (ÖAW) wurden nun neue Untersuchungen zum Gesundheitsstatus der eisenzeitlichen Bergleute erhoben. Besonders bemerkenswert ist, dass nahezu alle untersuchten Skelette Anzeichen chronischer Stirnhöhlenentzündung zeigen. Neben der Präsentation neuer Resultate gaben Mitglieder der anthropologischen Abteilung Einblick in ihre Arbeitsweisen und betreuten das diesjährige Kinderprogramm.

Bronzezeitliche Speckproduktion

Für den Zeitraum vom 14. bis 10. Jh. v. Chr. ist in Hallstatt neben der Salzproduktion ein zweiter Produktionszweig belegt. Hierbei handelt es sich um die Haltbarmachung von Schweinefleisch in großen Mengen. Neben archäologischen Untersuchungen waren es archäozoologische Analysen, durch die die bronzezeitliche Speckproduktion belegt werden konnte. Eine archäozoologische Station gab Einblicke in die Arbeitsweise dieser Fachdisziplin und die Untersuchungen an den Hallstätter Schweineknochen. Auch ein kürzlich gestartetes Projekt bezüglich der DNA-Untersuchungen an den Schweineknochen wurde vorgestellt.

Die Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, ob die Schweine von einigen wenigen Großzüchtern aufgezogen wurden oder von vielen kleinen Züchtern. Die Untersuchungen werden im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Naturhistorischen Museum Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Auch dieses Projekt wurde bei der "Archäologie am Berg" präsentiert.

Der digitale Salzberg

Vor wenigen Wochen wurde eine großes EU-Projekt gestartet, das die Visualisierung und den Schutz prähistorischer und historischer Bergbauregionen zum Thema hat. Im Rahmen des Projekts "VirtualArch. Visualize to Valorize – For a better utilisation of hidden archaeological heritage in Central Europe" sollen die Fundstellen unter Tage sowie das Salzbergtal digital begehbar und die lange Geschichte dieser Landschaft erfahrbar gemacht werden. Am Projekt beteiligte Forscherinnen und Forscher stellten ein 3D-Modell der Ausgrabungsstollen im Salzberg, die Arbeit mit historischen Karten und Computersimulationen vor.

Naturereignisse und menschliche Reaktionen

Im Rahmen des Facealps-Projekt wird die Mensch-Umwelt-Beziehung im Hallstätter Raum erforscht. Neben den Untersuchungen zu klimatischen Ereignissen und der Vegetationsentwicklung, die in diesem Blog bereits mehrfach Thema waren, wird auch die große Massenbewegung untersucht, die den Bergbau der Eisenzeit verschüttete. Im Besonderen gilt es zu wissen, welches Volumen die rutschenden Erdmassen hatten und in wie vielen Phasen dieses Ereignis ablief. Hierzu werden im Hochtal geoelektrische Messungen an dem Massenbewegungskörper durch die Geologische Bundesanstalt durchgeführt. Bei der Archäologie am Berg wurden erste Messergebnisse vorgestellt.

Es geht weiter

Die "Archäologie am Berg" ist nun vorbei. Am Montag wurden die letzten Reste zusammengepackt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Feedback, das wir erhalten haben. Die Interdisziplinarität und Vernetzung der Hallstatt-Forschung wurde von den Besucherinnen und Besuchern immer wieder positiv hervorgehoben. Genau das war eine unserer Hauptbotschaften!

Besonders hat uns auch gefreut, das wir immer wieder gefragt wurden: "Was gibt's denn Neues?" Über die Jahre haben wir uns eine echte Stammkundschaft erarbeitet, die längst alle Grundlagen kennt und doch jedes Jahr wiederkommt, weil sie hier Neues und Interessantes zu hören bekommt. Immer stärker spüren wir auch das Interesse der internationalen Gäste. Wir haben vor einigen Jahren auf ein zweisprachiges Vermittlungsprogramm umgestellt, und das bewährt sich.

Still wird es um die Forschung im Hochtal nun aber noch lange nicht. In der Woche nach der "Archäologie am Berg" werden vier neue geoelektrische Profile gemessen – und die archäologischen Ausgrabungen im Bergwerk starten. (Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, 24.8.2017)