Führerschein für die Öffi-Nutzung?

Foto: Heribert CORN, corn@corn.at

Gute Frage.

Grundsätzlich ist es natürlich ein tolles Angebot. Man kauft einen Fahrschein und wird dafür von Bus, Bim, Schnell- und U-Bahn von A nach B gebracht. Bis dahin – alles bestens. In Wien steht ab 2. September sogar eine erweiterte U1-Strecke zur Verfügung. Und doch gibt es ein Problem – die Mitreisenden.

Im ausgeglichenen Gemütszustand vermag man sich gar nicht vorzustellen, wie schnell der Puls morgens auf dem Weg in die Arbeit in die Höhe schießt, wenn man sich im Slalom zwischen whatsappenden Schülern, orientierungslosen Touristen und Zwillingskinderwägen seinen Weg durch die Stationen bahnt.

Bitte treten Sie zur Seite!

Schwer zu entscheiden, was dann im Verkehrsmittel mehr nervt: Leute, die den Ausgang stur blockieren und an denen man sich vorbeiquetschen muss, oder solche, die es immerhin schaffen auszusteigen, aber direkt vor der Tür erst einmal stehenbleiben und fragend in die Luft schauen. Auch nicht viel besser: Menschen, die sich immer auf die äußeren Sitze setzen, sodass man über sie drüberklettern muss, wenn man sich auf den freien inneren Plätzen niederlassen will. Andere wiederum sind nicht in der Lage, sich auf Rolltreppen auf die rechte Seite zu stellen, obwohl eigentlich schon Kindern in der Volksschule eingetrichtert wird: "Rechts stehen, links gehen." Es ist nicht so schwer, Leute!

Ach ja, es gibt übrigens einen Grund, warum Handys und iPods einen Kopfhörerausgang haben. Die Mitreisenden interessieren nämlich der Musikgeschmack und die Lieblings-Youtube-Videos anderer Öffi-Nutzer eigentlich überhaupt nicht. Denn das ist eine Faustregel: Laut in den Öffis abgespielte Musik ist grundsätzlich immer schlecht.

Diese Aufzählung ließe sich noch lange weiterführen. Und es ist gesund, dem Frust Raum zu geben, der sich in einem aufstaut, wenn man sich im Sommer auf Tuchfühlung mit schwitzenden Menschen in den Öffis durch die Rushhour bewegt. Lassen Sie alles raus – was nervt, was regt auf, was macht Sie in den Öffis so richtig grantig? (Anya Antonius, 23.8.2017)