Wie jedes Jahr startet das Forum Alpbach mit dem Tirolertag – und vielen Trachten.

Foto: APA/EXPA/GRODER

Alpbach – Mit dem traditionellen "Tiroltag" ist am Sonntagvormittag der offizielle Startschuss für die 73. Auflage des Europäischen Forums Alpbach erfolgt. Musikkapelle und Schützen marschierten bei teilweisem Sonnenschein am Dorfplatz des Tiroler Dorfes auf. Im Fokus der Rede stand einmal mehr die Migrationskrise.

Das Generalthema des heurigen, bis zum 1. September dauernden Forums lautet "Konflikt und Kooperation". Diese beiden Wörter wählte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in seiner Rede als Aufhänger für die Flüchtlings- bzw. Migrationsproblematik. Ja, es gebe bei der "Migrationswelle" eine "unterschiedliche Betroffenheit" in der Europaregion Tirol bestehend aus Tirol, Südtirol und dem Trentino – und deshalb auch mitunter Konflikte, spielte der Landeshauptmann nicht zuletzt auf die immer wieder im Raum stehenden Grenzkontrollen am Brenner an. Entscheidend sei aber, dass am Ende die Kooperation stehe.

Und Platter hob auch jene Punkte hervor, wo in dieser Frage "Einigkeit" in der Euregio herrsche. "Wir sind uns einig, dass die Migration deutlich südlich des Brenners gestoppt werden muss. Und dass die EU-Außengrenzen abgesichert werden müssen", sagte Platter. Darüber hinaus herrsche Übereinstimmung, dass Italien nicht im Stich gelassen werden dürfe.

Kooperation bei Migrationsfragen

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) appellierte an die Europäischen Staaten, in der Frage der Migration endlich zu kooperieren. Wenn man sich hingegen nur auf die eigenen, "kleinstaaterischen Interessen" besinne, bedeute dies das "Ende Europas". Dabei sei der Kontinent das "Modellbeispiel schlechthin", wenn es um das Lösen von Konflikten durch Kooperation gehe.

Trentinos Landeshauptmann Ugo Rossi trat dafür ein, "Grenzen auch als Ort der Kooperation, Zusammenarbeit und Solidarität" zu verstehen. Er plädierte generell dafür, dass die Mitgliedstaaten der EU auch etwas Souveränität abgeben müssten.

Forums-Präsident Franz Fischler nannte die Diskussionswochen in Alpbach "Zeichen einer offenen Gesellschaft, der Toleranz und Kooperation". Derzeit mache sich in Europa der "Populismus breit", es gebe keine Solidarität in der Flüchtlingsfrage, kritisierte der ehemalige EU-Kommissar.

Mobilität im Mittelpunkt

Neben der Migration stand am Sonntag die Mobilität bzw. Verkehrspolitik im Mittelpunkt des "Tiroltages". In Sachen Transitverkehr gebe es "Konflikte mit der EU", so Platter – schließlich würden heuer voraussichtlich 2,1 Millionen Lkw über den Brenner fahren. Die Grenze der Belastung sei erreicht, der Landeshauptmann trat einmal mehr für eine "Korridormaut" bzw. Anhebung der Lkw-Maut zwischen München und Verona ein.

Tirols Landeschef nahm indes auch Bezug auf die geplante Bewerbung Tirols für die Olympischen Winterspiele 2026. "Es gibt durchaus auch Kooperationsmöglichkeiten mit Südtirol", erklärte er. Man müsse aber noch ausloten, ob "der ein oder andere Bewerb" im Falle des Falles in Bozen ausgetragen werden könne.

Die offizielle Eröffnung hatte wie jedes Jahr nach der Heilige Messe in der Alpbacher Pfarrkirche begonnen. Es folgten musikalische Darbietungen wie die Tiroler Landeshymne "Zu Mantua in Banden", die Europahymne sowie die Österreichische Bundeshymne. Auch die Ehrensalve der Schützen durfte natürlich nicht fehlen.

Die Bundespolitik war durch den Tiroler Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) vertreten. Die Ehrennadel des Forums erhielt der ehemalige WIFO-Chef Karl Aiginger. (APA, 20.8.2017)