Ada Colau, konnte in nur zwei Jahren als Bürgermeisterin von Barcelona deutliche Akzente in der Sozial- und Flüchtlingspolitik setzen.

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In den schwarzen Stunden nach dem Anschlag Donnerstagabend schaffte sie es, "ihrem" Barcelona und seinen Bürgern Mut zu machen. "Die Angst wird niemals siegen", twitterte Ada Colau (43), die seit Juni 2015 Bürgermeisterin der katalanischen Metropole ist, "einer weltoffenen, mutigen und solidarischen Stadt". Tränen konnte Colau angesichts der Tragödie nicht unterdrücken, als sie nach der Schweigeminute am Freitagmittag über Las Ramblas schritt.

Die Polit-Quereinsteigerin wuchs in Barcelonas Arbeiterstadtteil El Guinardó auf und brach ihr Philosophiestudium kurz vor dem Abschluss ab. Sie nahm an Protesten gegen den Golf- und Irakkrieg sowie gegen die G8 teil. Schließlich erlangte Colau, selbst einst Hausbesetzerin, spanienweit Berühmtheit als Aktivistin gegen Zwangsdelogierungen säumiger Hypothekenkreditnehmer. Als Gesicht und Mitinitiatorin der Plattform für Hypothekenopfer (PAH) startete sie ein Volksbegehren mit dem Ziel, dass Betroffenen ihre Schulden erlassen werden, wenn sie ihre Wohnungen einer Bank überschreiben. Es fand mehr als 1,4 Millionen Unterzeichner, scheiterte aber am Widerstand der Regierung unter Premier Mariano Rajoy.

Weniger Delogierungen

Mit dem von ihr gegründeten Parteibündnis Barcelona en Comú (Barcelona gemeinsam), das mit Unidos Podemos alliiert ist, konnte sie in nur zwei Jahren auf lokaler Ebene deutliche Akzente in der Sozial- und Flüchtlingspolitik setzen. Delogierungen wurden gebremst. Wer auf der Straße landet, bekommt eine Sozialwohnung vermittelt. Banken werden für leerstehende Wohnungen mit empfindlichen Geldstrafen belegt.

Während der spanische Staat Migranten den Zugang zum Gesundheitssystem einschränkte, gewährte ihnen Colau weiter kostenfrei volle Versorgung. Während die Madrider Zentralregierung nur zögerlich Syrien-Flüchtlinge aufnahm, führte Colau im Februar eine Großdemonstration für Kriegsflüchtlinge an: "Barcelona soll für sie eine Stadt der Hoffnung sein." Im Kampf gegen den Massentourismus verhängte sie ein Moratorium über Hotelneueröffnungen. Eine Schar von Inspektoren spürte bisher mehrere Tausend illegale Airbnb-Ferienwohnungen auf.

Manche Politanalysten räumen der verheirateten zweifachen Mutter sogar Chancen ein, Spaniens erste Premierministerin werden zu können – sofern Katalonien nicht vor den nächsten Parlamentswahlen seinen eigenen Weg geht. Der Sezessionsbewegung steht Colau übrigens betont neutral gegenüber. (Jan Marot, 18.8.2017)