"Ich habe mein ganzes Leben lang gebildhauert – mit Materialien und mit meinem Körper, der Unterschied war nicht groß (...), ich selbst war eine Form im Raum."


Aufschlagseite der Monografie über Lisa Fonssagrives-Penn; fotografiert von Heidi Seywald

Ihr elegantes Gesicht und ihre schlanke, aber äußerst weibliche Silhouette, ihre fragile Gestalt kennt die ganze Welt. Vollendet in Anmut, Grazie, Charme und edler Proportion entsprach sie jenem Ideal, das man schon in der Antike definierte, in der Renaissance wiederholte und das in Wahrheit bis heute gilt. Trotz der Kenntnis ihres Antlitzes und ihres Körpers, ist ihr Name weitgehend unbekannt. Dem gilt es dringend Abhilfe zu schaffen, war besagte Person nicht nur Muse und Modell von Künstlern wie Man Ray, Erwin Blumenfeld, Horst P. Horst, Richard Avedon oder Irving Penn, sondern auch selbst Künstlerin.

Ihrer Profession als Tänzerin war es denn auch zu verdanken, dass Lisa Fonssagrives-Penn (1911- 1992) Erwin Blumenthals Aufmerksamkeit erregte. Die gebürtige Schwedin war eines der berühmtesten Fotomodelle der Geschichte und das gefragteste Gesicht für Magazine wie Vogue und Harper's Bazaar. Sie weigerte sich, von "shootings" zu sprechen, legte Make-up stets selbst auf und lotete, mit dem natürlichen Blick einer Künstlerin, bereits vor jeder Zusammenarbeit Lichtverhältnisse, Komposition, den Schnitt der Kleidung und subtile Gestik aus, um "die Probleme des Photographen zu lösen".

Sie selbst bezeichnete die Vorarbeit als den "Versuch, eine erste Linie zu finden, so wie man auch eine Zeichnung beginnen würde." Das "Supermodel" war Inspiration und Muse für die Fotografen ihrer und späterer Generationen. Sie erreichte den Höhepunkt ihres Erfolgs mit vierzig Jahren – heute beinahe eine Undenkbarkeit – und zierte noch mit fünfzig das Cover von Harper's Bazaar. Erfolgreiche Karrieren als Fotografin, Modedesignerin und als Bildhauerin folgten. Mit der anlässlich des 100. Geburtstags von Irving Penn neu publizierten Monografie gelingt Kurator David Seidner (1957- 1999) eine große Hommage an "die vollkommene Schönheit in Person". (Gregor Auenhammer, Album, 16.8.2017)