Die Verhaftung des israelischen Politberaters Tal Silberstein, der im aktuellen Wahlkampf die SPÖ beraten hat, hat zu einer Welle antisemitischer Postings im Netz geführt. Wie aus dem Lehrbuch über Judenhass wird auf Facebook von zahlreichen Nutzern über den "roten Judenklan!!!", den" jüdische Geldadel" und "die dunklen Geschäfte rund um den Juden Silberstein" gehetzt. Auch vermutet ein Nutzer des sozialen Netzwerkes, dass "Kern wie auch Merkel und Faymann auf den Lohnlisten der Juden stehen". Auch sonst wird kein antisemitisches Stereotyp ausgelassen.

Ein exemplarisches antisemitisches Posting auf Facebook.
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Postings in dieser Tonalität finden sich auf der FPÖ-nahen Internetseite unzensuriert.at. Dort wird Tal Silberstein als "raffgieriger Jid" bezeichnet und Israel "für jedes Desaster", egal "welches Jahrhundert wir schreiben", verantwortlich gemacht. Gleichzeitig will ein anderer Leser, dass sich SPÖ-Chef Kern sicherlich "lieber um die Kanzlerschaft in Israel bewirbt, da passt er ausgezeichnet hin".

Postings auf der FPÖ-nahen Internetseite.
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Auch macht man aus dem Kanzler einen "Juden", indem man schreibt, "es hat ja unbedingt ein Berater sein müssen, der dieselbe Volkszugehörigkeit hat wie der Kern :)". Einige der Postings sind schon seit Tagen online.

Beiträge von Nutzer auf unzensuriert.at haben in der Vergangenheit schon öfter für Wirbel und Anzeigen gesorgt. So führte eine positive Bezugnahme auf den rechtsextremen norwegischen Massenmörder Anders B. Breivik zu einer Anzeige durch die Parlamentsdirektion.

Schmiergeldaffäre

Silberstein wurde am Montag in Israel verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, in eine Schmiergeldaffäre rund um Abbaurechte von Eisen in Guinea verwickelt zu sein. Nachdem die Verhaftung öffentlich wurde, trennte sich die SPÖ von ihrem Berater, für den die Unschuldsvermutung gilt. Die Tätigkeit von Silberstein für Kanzler Kern und sein Wahlkampfteam hat bereits in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt.

Antisemitische Vorfälle in Österreich

In den vergangenen Monaten haben antisemitische Vorfälle in Österreich für Schlagzeilen gesorgt. So wurde eine Whatsapp-Gruppe öffentlich, in der sich Studenten aus dem Umfeld der ÖVP über Opfer der Shoah lustig machten, und bei einer Demonstration in Wien gegen die israelische Politik gab es antisemitische Slogans. Vor wenigen Wochen wurde eine Rede eines hochrangigen FPÖ-Politikers bekannt, in der er antisemitische Codes verwendetet. (sum, 16.8. 2017)