Der deutsche Internet- und Mobilfunkanbieter United Internet rechnet wegen der Zusammenlegung seines Geschäfts mit gesponserten Online-Links mit Axel Springer im Gesamtjahr mit weniger Umsatzwachstum. In diesem Jahr werde das Plus beim Erlös nun mit 5 bis 6 Prozent angepeilt statt wie bisher mit 7 Prozent, teilte das TecDax-Schwergewicht am Donnerstag in Montabaur mit.

Zudem fielen die Zahlen des Internetdienstleisters etwas schwächer aus als gedacht. Die nach der Ankündigung der Drillisch-Übernahme stark gestiegene Aktie gab vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um knapp drei Prozent nach.

Anfang des Monats hatten der Medienkonzern Springer ("Bild", "Welt") und das Unternehmen von Ralph Dommermuth angekündigt, ihre Geschäfte zur Werbevermittlung im sogenannten Affiliate-Marketing zu bündeln. Tonangebend wird dabei Springer sein, United Internet soll 20 Prozent der Anteile am gemeinsamen Geschäft bekommen. Den entsprechenden Bereich führt United Internet nun nicht mehr in den eigenen Umsätzen und Ergebnissen auf, sondern als nicht fortgeführtes Geschäft.

Ergebniswachstum von 12 Prozent

Der Ausblick für das Ergebniswachstum von 12 Prozent (Ebitda) bleibt unterdessen unverändert, ebenso der Ausblick für das Wachstum der Vertragskunden. Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen, das für Marken wie 1&1 oder GMX bekannt ist, die Zahl der Verträge um 210.000. Großaktionär, Unternehmensgründer und Vorstandschef Ralph Dommermuth hat seiner Vertriebsmannschaft ohne Zukäufe rund 800.000 zusätzliche Kundenverträge als Ziel für das Jahr mitgegeben.

Oft hatte der mit 40 Prozent größte United-Internet-Aktionär zur Jahresmitte die Ziele hochgeschraubt. Doch derzeit befindet sich der Konzern in der Übernahme des Mobilfunkanbieters Drillisch, unter dessen Dach die Telekommunikationssparten der Unternehmen gebündelt werden sollen. Die Drillisch-Aktionäre haben der dafür nötigen Kapitalerhöhung bereits zugestimmt, bis Ende des Jahres soll der Deal durch sein. Zudem kamen im zweiten Quartal aus der Übernahme des Webhosters Strato fast 1,9 Millionen Verträge dazu.

Mehr Umsatz

Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz um 5,7 Prozent auf gut 1 Milliarde Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 10,3 Prozent auf 216,9 Mio. Euro. Beim operativen Ergebnis betrug der Zuwachs sieben Prozent auf 159 Mio. Euro. Das war jeweils etwas weniger als von Analysten zuvor gedacht. Schwach zeigte sich erneut das Geschäft mit der Platzierung von Online-Werbung auf den eigenen Internetportalen. Im zweiten Halbjahr soll es aber wieder aufwärts gehen. Zudem belastete in der Sparte mit Webanwendungen das schwache britische Pfund. United Internet ist Europas größer Webhoster mit Speicherplatz für Internetseiten.

Unter dem Strich stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn sprunghaft von 4,5 Mio. Euro vor einem Jahr auf nun 84,1 Mio. Euro an. Im vergangenen Jahr hatten Wertabschreibungen auf die Anteile am Start-up-Brutkasten Rocket Internet die Zahlen stark belastet. (APA, 10.8. 2017)