Wenn sie unsere Bedingungen nicht erfüllen, dann haben sie einen Regen des Ruins aus der Luft zu erwarten, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat." Die Drohung des US-Präsidenten war klar. Stunden zuvor, am Morgen des 6. August 1945, hatte ein US-Flugzeug erstmals in der Geschichte eine Atombombe im Krieg eingesetzt und Zehntausende in Hiroshima getötet. Harry Truman ließ eine weitere Bombe folgen, deren Einsatz drei Tage später in Nagasaki 80.000 Menschen das Leben kostete.

Präsident Donald Trump hat nicht die Gravitas Trumans. Er bediente sich aber fast identer Worte, als er Mittwochnacht drohte, "Feuer und Wut" über Nordkorea loszulassen, "wie sie die Welt noch nicht gesehen hat".

Ob ihm die historische Analogie bewusst war, ist nicht überliefert. Sicher ist aber, dass auch seine Worte Folgen haben. Die US-Regierung scheint über die jüngsten Berichte alarmiert, wonach Nordkorea seine Raketenreichweite erhöht und seine Atomsprengköpfe ausreichend verkleinert hat, um Teile der USA treffen zu können. Jedenfalls vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Schreckensmeldungen aus Geheimdienstkreisen an US-Medien dringen. Nicht alle sind inhaltlich so neu, wie sie scheinen. Und es gibt die Sorge, der im Tief befindliche Trump könnte es für politisch opportun halten, weiter Öl ins Feuer des Nordkorea-Konfliktes zu gießen.

Nichts funktioniert

Bei allen Zweifeln: Richtig ist, dass die Liste gescheiterter Versuche lang ist, die nordkoreanische Bedrohung einzudämmen. Die auf Annäherung bedachte Sonnenscheinpolitik der 2000er-Jahre hat Pjöngjang zur Hochrüstung motiviert. Die folgende konfrontative Phase hatte das gleiche Resultat. Auch die "strategische Geduld" der Obama-Regierung sah von Nordkorea aus wohl eher wie eine Freikarte aus. Trumps Ansatz, die Arbeit an China auszulagern, scheint auch nicht vielversprechend: Peking zieht den instabilen Status quo dem völligen Zusammenbruch und möglichen Flüchtlingsmassen an der Grenze zu Korea vor. Und auch die Aussicht, dass statt des Kim-Regimes dann Verbündete der USA an der Grenze stünden, erfreut weder Peking noch Moskau. Kurz: Nichts funktioniert.

Aber es geht immer noch schlechter: Tägliche Twitter-Drohungen an China und Atomkriegswarnungen im Videoclipformat aus dem Golfurlaub werden nur wenig dazu beitragen können, den Konflikt zu lösen. Ebenso wenig hilft es, wenn Donald Trumps Regierung willkürliche rote Linien zieht, von denen sie weiß, dass Überschreitungen folgenlos bleiben.

Der Präsident tut sich mit dieser Erkenntnis schwer. Sein Außenminister Rex Tillerson scheint ihr aber näherzukommen. Er versicherte Nordkorea vor wenigen Tagen, die USA seien nicht an Regimewechsel, sondern an ihrer eigenen Sicherheit interessiert. Auch dass die US-Regierung angekündigt hat, notfalls direkt mit Pjöngjang zu sprechen, ist eine der erfreulicheren Nachrichten aus Washington. Denn die Krise kann nur durch beharrlichen Dialog entschärft werden – von einer Lösung ist ohnehin keine Rede.

Nur stellt sich die Frage, wer diese Gespräche führen sollte. Noch immer sind in Trumps Regierung mehrere entscheidende Stellen im Außenministerium unbesetzt – nicht zuletzt jene eines Zuständigen für Ostasien oder die des neuen Botschafters in Südkorea. Wer – wie Trump – die Diplomatie aushungert und nur das Pentagon finanziell und politisch stärkt, spielt nicht nur rhetorisch mit dem Feuer. (Manuel Escher, 9.8.2017)