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Nächtliche Auszählung der Stimmen in einem Wahllokal in Nairobi.

Foto: AP / Noor Khamis

Nairobi – Nach der Präsidentenwahl in Kenia liegt Amtsinhaber Uhuru Kenyatta bei der Teilauswertung der Stimmen in Führung – die Opposition hat die Auszählung aber abgelehnt. Wie vorläufige Zahlen der Wahlkommission am frühen Mittwochmorgen zeigten, entfielen auf Kenyatta bis zu diesem Zeitpunkt etwa 55 Prozent der rund 11,9 Millionen gezählten Stimmen. Sein Herausforderer Raila Odinga lag bei zunächst 44 Prozent der Stimmen. Ausgezählt waren da bereits die Stimmen von knapp 32.000 der mehr als 40.000 Wahllokale.

"Was hier vor sich geht, ist ein Schwindel", sagte Odinga in einer Mitteilung am Mittwochmorgen. Es seien erfundene und gefälschte Zahlen. Bei den Ergebnissen fehlten die gesetzlich erforderlichen Bescheinigungen durch Beobachter der Parteien in den Wahllokalen.

Odingas Auszählungszentrum sieht ihn vorne

Es müsse sauber und glaubwürdig geklärt werden, wie die einzelnen Wahlkreise abgestimmt hätten, so Odinga. Sein Parteienbündnis Nasa habe ein eigenes Auszählungszentrum, sagte Odinga bei einer Pressekonferenz. Dessen Auswertung zeige, dass Nasa in Führung liege. Nasa berichtete nach den Wahlen von Bestechungsfällen und vorausgefüllten Stimmzetteln in einigen Wahllokalen. Auch die Jubilee-Partei von Kenyatta beschwerte sich über ähnliche Vorfälle.

Seine Äußerungen schürten die Furcht, dass es wieder zu gewaltsamen Ausschreitungen kommen könnte, wie bei der Abstimmung vor zehn Jahren, als er nach seiner Niederlage ebenfalls Wahlfälschungsvorwürfe erhob.

Schon vor der Wahl am Dienstag hatte die Opposition mehrfach der Regierung vorgeworfen, die Abstimmung manipulieren zu wollen. Gewaltsame Zwischenfälle und die Deportation von zwei ausländischen Beratern Odingas sorgten ebenfalls für Unruhe. Die Abstimmung verlief bisher allerdings weitgehend friedlich.

150.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Mehr als 150.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um zu verhindern, dass es in Ostafrikas größter Volkswirtschaft zu ähnlichen Gewaltausbrüchen zwischen den Bevölkerungsgruppen kommt wie 2007. Damals wurden 1.200 Menschen getötet, 600.000 mussten aus ihren Wohnorten fliehen. Das vorhergesagte Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kenyatta und Odinga würde allerdings bedeuten, dass es mehrere Tage dauern könnte, bis das Ergebnis feststeht.

Die Wahlkommission rief die Bevölkerung auf, in Ruhe das Wahlergebnis abzuwarten. Kenyatta hatte bei der Stimmabgabe erklärt, er werde das Ergebnis akzeptieren und zurücktreten, wenn er verliere. Er erwarte ein solches Herangehen auch von Odinga, der auch die Wahl 2013 verloren hatte.

Für die beiden Topfavoriten der Präsidentschaftswahl steht viel auf dem Spiel: Der 72-jährige Odinga, von 2008 bis 2013 Regierungschef, trat zum vierten und vermutlich letzten Mal als Kandidat für das Amt an. Der seit 2013 amtierende Kenyatta möchte nicht als erster Staatschef in die Geschichte Kenias eingehen, dem nur eine Amtszeit vergönnt war. Der 55-jährige Kenyatta ist ein reicher Geschäftsmann und Sohn des Gründungspräsidenten Kenias.

Volksgruppen im Konflikt

Odinga ist ein ehemaliger politischer Häftling und Sohn des ersten Vizepräsidenten Kenias. Er stammt aus dem Luo-Volk im Westen des Landes. Die Menschen dort fühlten sich über Jahre von der Regierung in Nairobi vernachlässigt und von der politischen Macht ausgeschlossen. Kenyatta ist ein Kikuyu. Diese Volksgruppe hat drei der vier kenianischen Präsidenten seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1963 gestellt.

Gemäß Verfassung müssen die Wahlergebnisse binnen sieben Tagen verkündet werden, es könnte allerdings auch schon früher so weit sein. Die Wahlkommission werde die vorläufigen Ergebnisse weiterhin über einen Liveticker anzeigen, während die Stimmen ausgezählten werden, sagte die Wahlkommissarin Roselyn Akombe.

Neben dem Präsidenten und beiden Kammern des Parlaments haben die Kenianer in den 47 Verwaltungsbezirken des Landes auch neue Gouverneure und Regionalvertretungen gewählt. Gerade in ethnisch gemischten Bezirken könnte es Experten zufolge zu Gewalt kommen. (APA, dpa, Reuters, 9.8.2017)