Noch nie gab es so viel Bewegung bei den Abgeordneten wie in dieser Legislaturperiode. 14 Mandatare haben ihre ursprüngliche Partei verlassen und woanders angedockt oder geben nunmehr die "Wilden" im Parlament. Neun von ihnen sind fraktionslos, mehr, als Neos oder das Team Stronach noch in ihren Klubs haben.

Die ideologische Elastizität der Abgeordneten mag auch der Flexibilität der Wähler entsprechen, die sich immer später entscheiden und sich offenbar auch gern auf politische Experimente einlassen. Eines, das mit Getöse gescheitert ist, war das Team Stronach, das alle Hoffnungen seiner 240.000 Wähler gründlich enttäuscht hat. Diese Wähler, die 2013 immerhin 5,8 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen ausgemacht haben, sind wieder auf dem Markt – bereit für weitere Enttäuschungen.

Eines der neuen Experimente nennt sich Freie Liste Österreich. Karl Schnell war 2015 aus der FPÖ ausgeschlossen worden. Als Salzburger Regionalpolitiker konnte er nun gleich fünf aktive Abgeordnete aus dem Parlament für sich gewinnen. Es ist eine seltsame Mischkulanz aus politischen Glücksrittern, die ihr Fähnchen in den Wind hängen, und hartgesottenen Rechten, denen die FPÖ zu liberal war. Das sind würdige Nachkommen der Stronachisten, aber niemand würde etwas vermissen, wenn dieses Experiment dem Hohen Haus erspart bliebe. In der ihnen eigenen Klugheit werden darüber aber die Wähler entscheiden. (Michael Völker, 8.8.2017)