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Das Model S ist das meistverkaufte Auto von Tesla, dem US-Pionier bei Elektroautos. Der Staat fördert kräftig, zumindest indirekt.

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Wien – Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen ist unverhoffter Rückenwind für die Elektroautobranche. Händler berichteten bei einem Rundruf des STANDARD von einem deutlich gestiegenen Interesse an Autos mit Elektroantrieb und vermehrten Wünschen von Kunden nach Probefahrten.

Unterstützt und vorangetrieben wird die Mobilitätswende nicht zuletzt von der Bundesregierung. Seit März gibt es beim Kauf eines Fahrzeugs mit reinem Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb eine Prämie von 4000 Euro, Plug-in-Hybride, die neben einem für die Stadt gedachten Elektromotor auch einen Benziner unter der Haube haben, werden mit jeweils 1500 Euro bezuschusst. Das rote Infrastruktur- und das schwarze Umweltministerium teilen sich die Kosten der dafür vorgesehenen 48 Millionen Euro.

Kein Deckel für Firmenautos

Gefördert werden Elektroautos mit einem Listenpreis von maximal 50.000 Euro – privat. Bei betrieblich genutzten Fahrzeugen gibt es keinen Deckel, sodass auch Käufer eines 80.000 Euro teuren Tesla die Prämie von 4000 Euro einstreifen können. Und das ist die Mehrzahl: 85 von 100 auf Österreichs Straßen fahrenden Tesla sind Firmenautos, werden also betrieblich genutzt; nur 15 von 100 werden tatsächlich nur zum Privatvergnügen gefahren.

Abseits der einmaligen Ankaufprämie sind es aber vor allem steuerliche Zuckerln, die das Elektroauto gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor interessant machen. Dabei gilt die Devise: je teurer, umso lukrativer.

Acht Jahre Nutzungsdauer

"Natürlich ist im Kontext jedes einzelnen Falles spezifische Beratung notwendig", sagte Ursula Kilzer von der B&B Wien Steuerberatungs GmbH, ein Unternehmen der Bollenberger Beratungsgruppe (Wiener Neustadt / Wien), dem STANDARD.

"Bei einigermaßen vergleichbaren und der Luxusklasse zugehörigen Fahrzeugen kann man bei betrieblicher Nutzung eines Elektroautos im Vergleich zu einem konventionell angetriebenen Pkw von einem Steuerpotenzial über die gesamte Nutzungsdauer von 60.000 bis 100.000 Euro ausgehen." Als Nutzungsdauer werden dabei unter Bezug auf § 8 Einkommenssteuergesetz acht Jahre unterstellt.

Wer sich wo was spart

Eine Modellrechnung zeigt, auf wie viel Geld der Finanzminister über die gesamte Nutzungsdauer von acht Jahren verzichtet. Beim gängigsten Modell des US-Elektroautobauers Tesla, dem Model S mit 235 kW Leistung (entspricht 320 PS), sind es rund 95.630 Euro – deutlich mehr als die 66.500 Euro, die das Auto laut Preisliste bei der Anschaffung netto kostet.

Besitzer von Elektroautos zahlen weder NoVA (Normverbrauchsabgabe) noch motorbezogene Versicherungssteuer; sie sind auch von anderen Steuern und Abgaben befreit bzw. zahlen weniger als Besitzer eines vergleichbar starken Autos mit konventionellem Antrieb, in vorliegendem Fall eines Porsche-Panamera-Benziners.

Jede Menge Steuervorteile

Addiert man die steuerlichen Goodies zusammen und dividiert sie durch die eingesparten Tonnen an Kohledioxid (CO2), kommt man auf 5600 Euro. So viel lässt sich der Staat am Beispiel des Tesla S 75 die Vermeidung von einer Tonne an klimaschädlichem Kohlendioxid kosten. Unterstellt wird dabei, dass mit dem Auto monatlich 1100 Kilometer gefahren werden.

Auch bei massentauglichen Autos der Golfklasse sind die Unterschiede evident. Bei einem E-Golf 100 kW (entspricht 136 PS) verzichtet der Fiskus über die Nutzungsdauer von acht Jahren auf insgesamt fast 46.500 Euro. Gemessen an einem Golf mit Benzinmotor lassen sich damit 10,8 Tonnen Kohlendioxid einsparen; die Vermeidung von einer Tonne CO2 "kostet" in vorliegendem Fall rund 4300 Euro.

Von Jänner bis Juni 2017 sind in Österreich 186.561 Fahrzeuge neu zum Verkehr zugelassen worden, ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Elektroautos mehr gekauft

Benziner wurden laut Statistik Austria um 23,7 Prozent mehr gekauft, Diesel um vier Prozent weniger. Dennoch liegen Dieselautos mit 95.275 Neuanmeldungen weiter vor den Benzinern (84.408). Mit 2679 lag die Zahl der Neuanmeldungen von Elektroautos um rund ein Drittel höher als in der Vergleichsperiode 2016.

Renault (Zoe) hat bis Juni die meisten Elektroautos verkauft (735), gefolgt von BMW (i3) mit 538 Stück und Tesla, der mit 529 Neuanmeldungen im Halbjahr auf einen Anteil von 19,7 Prozent kam. VW (E-Golf) folgte mit 273 Stück oder anteilig 10,2 Prozent. (Günther Strobl, 6.8.2017)