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Die Kraftwerks-Ruine in Żarnowiec gilt als möglicher Standort

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Die Anlage in Belchatow ist das zweitgrößte Kohlekraftwerk der Welt

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Polens Regierung plant die Abkehr von Kohle als Hauptenergiequelle. Der Bau eines Atomkraftwerks im äußersten Norden des Landes sei beschlossen, berichtet die Zeitung "Gazeta Prawna".

Energieminister Krzysztof Tchórzewski hingegen erklärte, der Bau eines Kernkraftwerks sei lediglich "eines der Szenarien beim Ausbau der polnischen Energieversorgung und beim polnischen Energiemix. Ich betone aber, dass es noch keine endgültige Entscheidung in der Sache gibt", fügte der Politiker von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hinzu

Während das Entwicklungsministerium die Anschaffung französischer Reaktortechnik befürwortet, favorisiert das Energieministerium chinesische oder koreanische Technologie, die allerdings in Europa bisher nicht eingesetzt wird.

Strom aus Braunkohle

Tchórzewski hatte bereits im März erklärt, man benötige ein emissionsfreies Kraftwerk, um die EU-Klimaschutzziele erfüllen zu können. Bisher kommt Polens Strom großteils aus Braunkohlekraftwerken wie dem in Bełchatów, Europas größtem Kohlendioxid-Emittenten.

Als Standorte für das geplante Atomkraftwerk werden die nordpolnischen Ortschaften Lubiatowo-Kopalino und Żarnowiec überprüft, wo bereits in den 80er-Jahren an einem Kraftwerk mit vier sowjetischen Druckwasserreaktoren gearbeitet wurde.

Die Planung sah damals vor, einen nahegelegenen See sowohl für die Kühlung der Anlage als auch in Kombination mit einem eigens errichteten Pumpspeicherkraftwerk als Energiespeicher zu nutzen. Der kalkulierte Anstieg der Wassertemperatur um zehn Grad störte die kommunistischen Planer damals offenbar nicht.

Die nicht fertiggestellte Anlage in Żarnowiec, unten das Pumpspeicherkraftwerk.

Das gesteigerte Algenwachstum sollte durch eigens ausgesetzte wärmeliebende Fische wie zum Beispiel Graskarpfen bekämpft werden. Als Vorbereitung für die neuen Bewohner wurden Fangbeschränkungen für Raubfische aufgehoben und der See fast leergefischt.

Nach der Katastrophe von Tschernobyl und dem Ende des Kommunismus wurde der Bau allerdings eingestellt. (bed, 4.8.2017)