Diogenes war ein griechischer Philosoph, hier auf einem Bild von Cornelis de Vos zu sehen.

Bild: Cornelis de Vos [Public domain], via Wikimedia Commons

"Geh mir aus der Sonne." Dieser Tage würde man sich ja eher Gegenteiliges wünschen. Nicht so vor knapp 2.400 Jahren in Korinth, als ein bekannter Kyniker vor seinem Fass einfach nur ein wenig Ruhe haben wollte – und nicht von einem daherkommenden Herrscher mit Großmachtsfantasien gestört werden wollte.

Das Aufeinandertreffen von Diogenes von Sinope und Alexander dem Großen zeitigte jedenfalls eine der bekanntesten Redewendungen der Antike, die diese Woche in "Betrifft: Geschichte" (Ö1, Mo–Fr, 17.55 Uhr) der Historiker Wolfgang Hameter in Erinnerung ruft. Das Schöne an der Reihe "Worte, die bleiben" ist der lockere Plauderton, den der Geschichtswissenschaftler dabei anschlägt. Zum Beispiel, wenn Hameter erklärt, was es mit den Kynikern auf sich hatte, die "wie Sandler" an die individuelle Freiheit glaubten, "nichts tun wollten, außer sich zu verwirklichen", und einen Lebensstil pflegten, der schließlich auch zur berühmten Anekdote mit Alexander führte.

Dieser wiederum, weiß Hameter, nahm dem Mann im Fass sein Bonmot nicht krumm, auch wenn die Entourage sehr indigniert gewesen sein soll. Wahre Größe zeigt sich eben auch darin, über den Dingen und schlimmstenfalls in der Sonne zu stehen. Und außerdem werfen bekanntlich auch Zwerge lange Schatten.

Außerdem war es gar nicht so, dass Diogenes den ganzen lieben Tag lang nichts getan hätte. Als Korinth belagert wurde, habe auch er sein Fass ein bisschen hin- und hergerollt: "Wenn alle so aktiv san, kann I ja ned nix tun", lautete seine Devise. Worte, die es nicht zum Klassiker geschafft haben. Aber für Diogenes galt ja auch keine Hacklerregelung. (Michael Pekler, 2.8.2017)