Flimmit soll ein öffentlich-rechtliches Angebot werden und, so plant es der ORF, Eigenproduktionen gegen Bezahlung zeigen.

Foto: screenshot flimmit.com

Man kann sich nur wundern: Der ORF will seine Bewegtbildinhalte länger als sieben Tage zum Abruf bereitstellen – im Interesse der Kunden, so die Eigenaussage. Was macht er? Er schenkt sie Youtube. Oder er bietet sie über eine Bezahlplattform an, die er sich vor Jahren gekauft hat, deren Verluste aber immer höher werden (Flimmit; kumulierter Verlust: zwei Millionen Euro), sodass sie mit Gebührengeld am Leben erhalten werden soll (was im Moment nicht erlaubt ist). So zumindest der Plan.

Ganz so einfach ist es nicht. Beiden Vorhaben muss die Medienbehörde zustimmen. Beide Verfahren laufen – Ersteres in einem fortgesetzten Stadium, Letzteres ist soeben erst gestartet.

Flimmit – eine Fehlentscheidung

Gegen das Youtube-Angebot spricht einiges. Unter anderem jenes Argument, dass dadurch nicht das ORF-Angebot gestärkt wird, sondern Google – nebenbei das zweitteuerste Unternehmen der Welt.

Gegen den Flimmit-Plan spricht mindestens genauso viel. Das ORF-Management hat mit der Beteiligung und dem späteren Kauf von Flimmit eine Fehlentscheidung getroffen. Das kostet Geld. Geld der Gebührenzahler – denn kommerzielle Erlöse des ORF senken die Gebührenlast, läuft es umgekehrt wie hier, erhöhen sie die Gebührenlast.

Smarte Idee

Frech ist vor diesem Hintergrund, dass die Gebührenzahler nicht nur implizit höhere Gebühren zahlen sollen, sondern dass sie für die ORF-Film- und Serieninhalte auch noch extra zahlen sollen, schließlich ist Flimmit eine Bezahlplattform. Die Idee ist nicht nur frech – sie ist zugleich smart: Wird das Vorhaben genehmigt, ist der ORF fein raus. Wird es nicht genehmigt, ist die Medienbehörde am Abdrehen von Flimmit schuld – oder zumindest die bösen Privatsender, die sich gegen die tollen ORF-Ideen erfolgreich gewehrt haben.

Doch halt: Gab es da nicht noch eine Plattform im ORF-Universum? Richtig – die TVThek!

Liebes ORF-Management, haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, dass die ORF-TVThek womöglich jener Platz ist, wo Kunden intuitiv zuerst nach ORF-Inhalten suchen? Vielleicht wären Sie ja dort am besten – und noch dazu gebührenfrei – aufgehoben. (Alexander Zuser, 2.8.2017)