Es kommt eben doch auf die Größe an: Der Riesenphallus lässt die Wogen am Traunsee hochgehen – und erhitzt die Gemüter im Gemeinderat.

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Linz – Die internationale Bekanntheit der kleinen Salzkammergut-Gemeinde Traunkirchen ist vor allem einer österlichen Erregung geschuldet: Im April sorgte ein zwei Meter hoher Phallus auf dem Grundstück der sogenannten "Russenvilla" direkt am Kalvarienberg für helle Aufregung – DER STANDARD berichtete. Nach einer temporären Verhüllung einigten sich damals die Gemeinde, die Kirche und der Besitzer – der Welser Antiquitätenhändler Jürgen Hesz – darauf, das angeblich aus hellenistischer Zeit stammende Fruchtbarkeitssymbol für wohltätige Zwecke zu versteigern. Hesz sah den Schätzwert damals bei mindestens 80.000 Euro.

Steinerner Riesenpenis

Am Traunsee ist mittlerweile der Sommer ins Land gezogen – und der steinerne Riesenpenis ziert immer noch den Vorgarten der geschichtsträchtigen Villa. "Der Ball liegt bei der Kirche und der Gemeinde. Vereinbart wurde, dass ich mit der Organisation der Versteigerung nichts zu tun habe. Aber es passiert nichts", erläutert Hesz im STANDARD-Gespräch. Laut dem Antiquitätenmillionär habe die SPÖ-Fraktion "mit einer Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft gedroht", sollte die Gemeinde den Riesenpenis unter den Hammer bringen.

Auf Nachfrage will der rote Fraktionsobmann Richard Held eine Anzeige aber nicht ins Spiel bringen: "Wir haben bitte der ÖVP nicht mit der Korruptionsstaatsanwaltschaft gedroht, aber sehr wohl unsere Bedenken geäußert. Und gesagt, dass Korruption ein Thema werden könnte. Da könnte es sich um verbotene Geschenksannahme handeln. Die Gemeinde darf nicht Nutznießer sein. Den Erlös aus der Versteigerung anzunehmen ist mehr als heikel. Vor allem, weil es noch ein laufendes Widmungsverfahren mit dem Herrn Hesz gibt."

Wahre Größe am Ortsplatz

Kein Problem hätte der Traunkirchner Genosse hingegen mit einem Phallusgeschenk: "Sollten wir als Gemeinde den Penis geschenkt bekommen, wäre ich für ein Aufstellen im Ortszentrum. Das wäre eine echte Tourismusattraktion. In Traunkirchen haben wir eine lange archäologische Tradition. Und wenn der Penis tatsächlich so alt ist, wäre das eine echte Sensation für den Ort."

ÖVP-Bürgermeister Christoph Schragl hat hörbar wenig Freude mit der erneuten Erregung: "Eigentlich wäre es mir lieber, wenn nicht mehr darüber diskutiert wird." Doch er nehme die roten Einwände "durchaus ernst", eine Anwältin sei bereits mit einer rechtlichen Prüfung beauftragt. Schragl: "Und ich habe vorgeschlagen, dass wir uns noch im Sommer alle an einen Tisch setzen, um die weitere Vorgehensweise zu klären. Mit einer touristischen Nutzung könnte übrigens auch das Gemeindeoberhaupt notgedrungen leben: "Mir ist das schon wurscht." Nicht infrage komme aber ein Ankauf: "Ich bin nicht narrisch – wir kaufen doch keinen Penis."

Streit um Kunstspeicher

In Traunkirchen (Bezirk Gmunden) wurde im April vermutet, dass der Penis nicht zufällig neben dem Kreuzweg platziert wurde. Hintergrund könnten Streitigkeiten um die Errichtung eines vom Eigentümer geplanten Kunstspeichers sein. Diesen hat der Gemeinderat abgelehnt, weil dafür der 321 Jahre alte Kreuzweg, der älteste im Salzkammergut, hätte weichen müssen. Hesz bestritt aber damals einen Racheakt vehement. Und stülpte zur Güte temporär ein gelbes "Kondom" über seinen aufregenden Gartenschmuck. (Markus Rohrhofer, 28.7.2017)