Schweinskeulen haben mit der Nazikeule nicht zu tun.

Foto: APA / dpa / Philipp Schulze

Vergangene Woche war es, da wurde wieder einmal ein Einzelfall bekannt. Der FPÖ-Politiker Johannes Hübner soll im Vorjahr bei einem Vortrag bei einem sogenannten Kongress vor extremen Nichtlinken vollkommen überraschend eine Reihe antisemitischer Anspielungen von sich gegeben haben. Wie immer, wenn das in den Reihen der FPÖ vorkommt, beschwichtigt die FPÖ mit der Eigendiagnose "Einzelfall", den sie hernach unter Verwendung des Wortes Nazikeule herunterzuspielen versucht.

Nazikeule, das ist ein verwirrendes Wort, denn es ist nicht etwa die Keule eines faschistischen Schweins. Nein, mit dem kulinarisch ansprechenden Hinterbein des viel gelittenen Tierchens hat die Nazikeule nichts zu tun. Die Keule ist in dem Fall ein Synonym für Knüppel oder Prügel. Ein Knüppel ist eine altertümliche Hiebwaffe (siehe auch: einen Hieb haben). Passenderweise bemächtigen sich dieser Diktion selten der Gegenwart gegenüber aufgeschlossene Menschen, sondern eher der Vergangenheit zugewandte (siehe auch: Ewiggestrige).

Die für derlei Einzelfälle so empfängliche FPÖ geriet just mit dieser Diktion schon einmal in die Schlagzeilen. Es war Johann Gudenus, der 2013 mit dem "Knüppel aus dem Sack" drohte. Wobei unklar blieb, ob es sich dabei um eine politische Botschaft aus dem Märchenbuch der FPÖ handelte oder ob ihm das unter Eindruck eines Besuchs auf der Zerstreuungsplattform Youporn entfuhr.

Auch der FPÖ-Mann Hilmar Kabas soll den Begriff Nazikeule verwendet haben, wobei er auf Nachfrage meinte, er habe bloß Nazieule, Nazibeule oder Nazifäule gesagt. Es war nicht das erste Mal, dass der Mann schrecklich missverstanden wurde. Ja, die Nazikeule ist anfällig für Irrtümer.

Vielleicht wäre es an der Zeit, das Wort zu streichen. Aber das ginge nur, wenn die Einzelfälle weniger würden. Der Moment scheint aber, siehe Johannes Hübner, noch nicht gekommen. Das Naziholz wird wie ein Staffelholz von einem zum nächsten Einzelfall weitergereicht. Damit bleibt uns die Nazikeule wohl ebenfalls erhalten. (Karl Fluch, 30.7.2017)