Kira Grünberg soll Behindertensprecherin der ÖVP im Parlament werden.

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Foto: Standard / Christian Fischer

Wien – Wien – Sebastian Kurz probt die Ehrenrunde, noch ehe er die Wahl gewonnen hat. Der ÖVP-Chef lässt es sich nicht nehmen, dem Publikum kameragerecht über die Laufbahn des Sportzentrums Marswiese entgegenzuschreiten. Seine Begleiterin ist allerdings nicht zu Fuß unterwegs: Kira Grünberg, immer noch Österreichs Rekordhalterin im Stabhochsprung, ist auf den Rollstuhl angewiesen.

Das Schicksal der heute 23-Jährigen hat für viel Aufsehen gesorgt. Vor ziemlich genau zwei Jahren brach sich Grünberg den fünften Halswirbel, als sie bei einem Trainingssprung statt auf der Matte im Einstichkasten landete. Als Querschnittsgelähmte habe sie ein anderes Österreich kennengelernt, erzählt sie heute – und nicht alles daran war schön."

Hürden und Hindernisse", die sich vor behinderten Menschen aufbauen, will Grünberg künftig als Abgeordnete bekämpfen: Kurz setzt die Ex-Athletin auf Platz zehn seiner Bundesliste, außerdem wird sie Spitzenkandidatin der Tiroler Landesliste – was den Einzug in den Nationalrat garantiert. Ein Promi weicht dafür aus: Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter kämpft im Regionalwahlkreis Unterland ums Mandat.

Bürokratie zum Verzweifeln

Was Grünberg, die Franz-Josef Huainig als Behindertensprecherin der ÖVP ersetzen soll, verbessern will? An finanzieller Hilfe für Behinderte mangle es in Summe nicht, urteilt sie, das Geld gehöre allenfalls gerechter verteilt. "Zum Verzweifeln" sei aber der bürokratische Aufwand, um an die Unterstützung zu gelangen: Ob Bund, Länder oder Gemeinden – "niemand weiß, wer zuständig ist", sagt Grünberg und schlägt eine Onlineplattform für mehr Übersichtlichkeit vor. Sie selbst sei schon drauf und dran gewesen, auf Geld zu verzichten, weil die Mühen unbewältigbar schienen.

Kurz greift das Thema – eines seiner liebsten – dankbar auf. In der Bürokratie versickere viel Geld, das anderswo dringender gebraucht werde, sagt er. Und noch eine Botschaft verknüpft er mit seiner neuen Mitstreiterin: Grünberg zeige, dass man mit "Anstrengung und Fleiß" etwas aus seinem Leben machen könne – trotz herber Rückschläge.Menschen mit Behinderung würden oft unterschätzt, sagt die Angesprochene: Doch mache man diesen das Leben leichter, "können sie viel bewegen, auch wenn sie sich selbst gar nicht so viel bewegen können". (Gerald John, 28.7.2017)