"3"-Chef Jan Trionow: "Wir schließen unsere letzten Angebotslücken und rücken damit noch näher an die Nummer eins am Markt heran."

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A1 hat es kalt erwischt. Über Nacht hat der heimische Mobilfunk- und Festnetz-Marktführer einen erstarkten Konkurrenten bekommen, der öffentlich ankündigt, ihm das Leben schwerer machen zu wollen. Dafür nimmt der Handynetzbetreiber "3" immerhin 95 Millionen Euro in die Hand und kauft das Telekommunikationsunternehmen Tele 2. Der Deal wurde am Freitag von den beiden Firmen öffentlich gemacht, nachdem in den vergangenen Tagen intensiv verhandelt worden war. "3" ist zuversichtlich, dass der Kauf von der Wettbewerbsbehörde genehmigt wird.

Lücke geschlossen

Mit dem Kauf habe man "eine Lücke geschlossen", sagte "3"-Chef Jan Trionow Freitagmittag zu Journalisten. Mit der Übernahme geht der Mobilfunker neue Wege, da Tele 2 ein klassischer Festnetzprovider ist, der im Bereich Telefonie und DSL-Leitungen durchaus beachtliche Marktanteile hält. Für "3" sind vor allem die Geschäftskunden von Tele 2 interessant, ein Bereich, in dem der Handynetzbetreiber wachsen will. Jedes dritte österreichische Großunternehmen ist derzeit Kunde von Tele 2. Insgesamt zählt das Unternehmen 217.000 Kunden und beschäftigt rund 240 Mitarbeiter. Zuletzt brachte es das Unternehmen in Österreich auf einen Umsatz von 122 Millionen Euro.

Seit Oktober 2015 bietet Tele 2 auch Mobilfunk an, allerdings exklusiv für Geschäftskunden. Bisher war der Erfolg des Angebots überschaubar. Derzeit nutzt "Tele 2 Mobile" als virtueller Anbieter das Netz von T-Mobile. Daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Langfristig sollen die Kunden aber in das Netz von "3" wandern.

Der Kaufpreis von 95 Millionen Euro ist noch nicht endgültig fixiert. Zehn Millionen davon werden erfolgsabhängig ausbezahlt. Die Marke "Tele 2" wird "aus dem Markt gezogen", so Trionow.

"Ansage an die Marktführerschaft"

Mit der Kombination von Mobilfunk und Festnetz will Trionow A1 nun "die Stirn bieten". Und sagte mehrmals, der "Kauf ist eine Ansage an die Marktführerschaft". Bei A1 gibt man sich gelassen, sieht sich aber durchaus bedroht, da die beiden Unternehmen sich nun zu einer äußerst starken Nummer zwei am Markt gemausert haben.

Zur künftigen Stoßrichtung des nunmehr integrierten Festnetz- und Mobilfunkanbieters "3" meinte Trionow: "Mit Tele 2 stärkt '3' seine Aktivitäten als IT-Dienstleister für Unternehmen durch Angebote für Netzwerkmanagement, Housing- und Hosting-Leistungen sowie Sicherheitslösungen. (...) Der Anteil der Geschäftskundenumsätze am Gesamtumsatz von '3' steigt durch die Tele-2-Übernahme von zwölf auf 22 Prozent. Mittelfristig will das Unternehmen mehr als ein Viertel der Umsätze im Business-Segment erzielen." "3" erzielte 2016 einen Umsatz von 772 Millionen Euro und zählt nach Eigenangaben rund 3,8 Millionen Kunden.

"3"-Chef Jan Trionow (links) und Tele-2-Chef Alfred Pufitsch. "Durch den Zusammenschluss entsteht der größte alternative Telekombetreiber Österreichs mit rund vier Millionen Mobilfunk-, Festnetz- und Internetanschlüssen", sagte Trionow.
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Trionow betonte auch, dass die Übernahme freundlich über die Bühne gegangen sei. Tele-2-Chef Alfred Pufitsch stellte sich auch den Fragen der Journalisten. Für ihn ist Tele 2 nicht gescheitert, da man in den letzten Jahren den Eigentümern "Cash und Dividenden" liefern konnte. Als er daran erinnert wurde, dass Tele 2 den Festnetzanbieter UTA im Jahr 2004 um 213 Millionen Euro gekauft hatte, meinte er, dass der Markt damals "noch aufstrebend war".

Glasfasernetz

Tele 2 Österreich ist die Tochter des gleichnamigen schwedischen Konzerns, der in neun Ländern tätig ist. 2011 übernahm das Unternehmen den alternativen Internetanbieter Silver Server, der über ein eigenes Glasfasernetz von 300 Kilometern verfügte.

Tele 2 sollte schon einmal verkauft werden. Im Jahr 2009 wollte es der ehemalige Tele-2-Österreich-Chef Robert Hackl erwerben, was jedoch an den Preisvorstellungen der Eigentümer scheiterte. Kurz darauf wurden 40 der damals 400 Mitarbeiter gekündigt. Wenig später verlautbarte Hackl-Nachfolger Pufitsch, er habe eine Partnerschaft mit einem Mobilfunker im Visier. Wie es mit dem Management der Tele 2 nun weitergeht, ist noch offen, ebenso, wie viele Mitarbeiter bei der Übernahme ihren Job verlieren werden.

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Für "3" ist der Kauf die zweitgrößte Übernahme seiner Geschichte. 2012 wurde der Konkurrent Orange um 1,3 Milliarden Euro geschluckt. Der Mobilfunker gehört dem chinesischen Mischkonzern Hutchison und rittert gemeinsam mit T-Mobile Austria um den zweiten Platz am heimischen Mobilfunkmarkt.

"Sportliche Herausforderung"

Mitbewerber T-Mobile Austria nahm die Übernahme am Freitag gentlemanlike: "Sportliche Herausforderung, die T-Mobile gerne annimmt", twitterte Firmenchef Andreas Bierwirth.

Und ebenso fair die Twitter-Antwort von "3": "Das nennen wir den richtigen Sportsgeist." Von A1 gab es keine offizielle Stellungnahme. (Markus Sulzbacher, 28.7.2017)