Wien – Der Chef des Wirtschaftsinstitutes, Christoph Badelt, warnt vor hoher Langzeitarbeitslosigkeit und Arbeitslosenrate. "Die Arbeitslosenquote ist viel zu hoch. Vor allem der steigende Anteil der Langzeitarbeitslosen bereitet Sorgen", sagte Badelt gegenüber dem Magazins "News".

Der Wifo-Chef rechnet angesichts der guten konjunkturellen Lage mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Österreich, die noch Mitte 2016 ein Rekordhoch erreichte. Seit Herbst sinken nun die Arbeitslosenzahlen. "Es gibt deutliche Beschäftigungszuwächse. Stimmungsindikatoren aus dem Wifo-Konjunkturtest weisen darauf hin, dass die Beschäftigung vor allem in industrienahen Bereichen noch deutlich kräftiger zulegen wird", sagte Badelt. Die hohen Zuwächse bei den Auftragseingängen – bei einem bereits hohen Auftragsbestand – würde viele Unternehmen zwingen, ihre Produktionskapazitäten in Form einer Beschäftigungsausweitung zu vergrößern.

Kocher sieht "Turnaround"

Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, sieht "nach enorm schwierigen Jahren nun nicht nur Licht am Ende des Tunnels, sondern einen Turnaround". Er rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote heuer erstmals wieder sinkt und zwar in Richtung 8,6 Prozent nach österreichischer Definition und sich 2018 die Entwicklung fortsetzen soll. "Dass die Quote nach wie vor zu hoch ist, versteht sich von selbst", erklärte der IHS-Chef gegenüber dem Magazin.

WKÖ-Präsident Christoph Leitl rechnet damit, dass Unternehmen in Österreich heuer 50.000 neue Jobs schaffen. "Der Beschäftigungsbonus sollte ebenfalls einen Teil dazu beitragen, dass mehr Menschen in Beschäftigung kommen", so Leitl zu "News". Für den Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, wird die Arbeitslosigkeit laut Prognosen weiter zurückgehen, "allerdings nicht so stark wie notwendig bzw. langsamer, als die Wirtschaft wächst". Es gehe darum, wie Arbeitszeit fairer verteilt werden kann. Industriellenvereinigung-Chefökonom Christian Helmenstein erinnerte daran, dass die Arbeitslosigkeit durch ein höheres Arbeitskräfteangebot weniger stark sinken werde, aber die Trendwende zum Besseren am Arbeitsmarkt anhalte. (APA, 27.7.2017)