Der nun exgrüne Wahlkämpfer Peter Pilz wirkt trotz des Politaufbruchs, den er sich gönnt, euphoriefrei. Lou Lorenz-Dittlbacher hat es eilig, in der ZiB 2 ihre fragenden Nachbohrungen anzubringen. Pilz bleibt jedoch der bedächtige, bedauernde Diagnostiker, der eine ernste, doch nicht hoffnungslose Lagebeschreibung des Landes servieren will.
Anderes auf oe24.tv: Hier genießt ein fragender Wolfgang Fellner die Rolle des heiteren Therapeuten, der sich reichlich Zeit nimmt. Er führt seinen Gast gerne zu jenem Punkt der Selbsterkenntnis, hinter dem womöglich Exklusives lauert. Und in der Tat: FPÖler Johannes Hübner beschenkt Fellner mit dem Eingeständnis, nicht mehr kandidieren zu wollen.
Die News-Trophäe auskosten
Fellner schreitet nicht dankbar zum nächsten Thema; es gilt nun eher, die News-Trophäe auszukosten. Hübner wird in den Schwitzkasten der Wiederholung genommen; immer und immer wieder muss er seine Nicht-mehr-Kandidatur bestätigen, Lorenz-Dittlbacher hat es da viel schwerer.
Pilz bleibt in der ZiB 2 nicht nur bei seiner Kandidatur. Er nennt auch keine neuen Unterstützer – außer sich selbst. Er ist einer jener drei Parlamentarier, die Pilz die Gründung einer Initiative ermöglichen. Die "Sorgen der Menschen", die Suche nach "Gerechtigkeit", "Umverteilung", darüber will er reden, "die Heimat Österreich" und "die Heimat Europa" treiben ihn um. Sie seien durch Rechte und politischen Islam bedroht.
Lässt man ihn reden, entfaltet Pilz eine Wirkung, die für Stimmen sorgen könnte. Lorenz-Dittlbacher spürt das, ist etwas hektisch. Schwer für sie. Die ZiB 2 gehört ihr nicht und auch nicht die Interviewzeit, die bei Fellners skurril-epische Ausmaße annimmt. (Ljubiša Tošić, 26.7.2017)