Wien – Österreich bemüht sich um die Teilnahme an dem 22 Staaten und die EU umfassenden Energieforschungsnetzwerk "Mission Innovation". Das Beitrittsansuchen zur Allianz, die auch eng mit 20 Milliardären rund um Microsoft-Gründer Bill Gates zusammenarbeitet, wurde am Dienstag von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried und dem "Mission Innovation"-Präsidiumsvorsitzenden Patrick Child unterzeichnet.

Mit dem Beitritt zu dem 2015 gegründeten Netzwerk, das die oft beschworene Energiewende schneller vorantreiben will, möchte Leichtfried für die heimische Energieindustrie und -forschungsszene "Spielfelder aufmachen, die bis jetzt geschlossen waren", wie er in Wien vor Journalisten sagte. Damit gemeint sind auch finanzielle Investments jener Milliardäre, die sich etwa im Rahmen des Zusammenschlusses "Breakthrough Energy Coalition" engagieren.

Steigende Nachfrage für neue Lösungen

Im Zuge des notwendigen Umbaus des gesamten Energiesystems, um die Erderwärmung zumindest einzudämmen, entstehe vor allem nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens vielerorts neue Nachfrage für einschlägige marktreife Lösungen, so Leichtfried. Österreich habe hier bereits einiges anzubieten, seitens der Bundesregierung brauche es aber mehr Unterstützung für heimische Unternehmen auf dem Weltmarkt.

Eine Vorgabe für die Teilnahme, deren Details ab Herbst mit Unterstützung einer Task Force und eines Expertenbeirats ausgehandelt werden, ist die deutliche Erhöhung der staatlichen Förderung für Leitprojekte, die auf die Entwicklung von Technologien am Übergang zur Marktreife abzielen. Von welcher budgetären Basis man in Österreich ausgehen wird, sei noch Thema der Verhandlungen, wie Child erklärte. Leichtfried stellte im Zuge dessen eine Aufstockung der einschlägigen Mittel von rund zehn auf etwa 24 Millionen Euro in Aussicht.

Beitritt Mitte nächsten Jahres

Österreich habe jedenfalls eine "hervorragende Leistungsbilanz" im Energieforschungsbereich vorzuweisen, sagte Child. Der Beitritt könnte Mitte nächsten Jahres vollzogen werden. Dass man in diesem Prozess den privaten Sektor gleich federführend einbinde, sei im Sinne des Kooperationsgedankens, der der Allianz zugrunde liegt, so Child.

Als Vorsitzender des "Mission Innovation"-Expertenbeirates wird Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun tätig sein. In dem angestrebten Beitritt sieht der stellvertretende Obmann des Fachverbandes der Elektro- und Mikroelektronikindustrie (FEEI) eine Chance, wichtige forschungspolitische Maßnahmen umzusetzen und die Kooperation in der Szene im In- und Ausland zu vertiefen.

AIT koordiniert

Die Koordination der heimischen Beteiligung wird das Austrian Institute of Technology (AIT) übernehmen, wie die Leiterin des AIT-Energieforschungsbereichs, Brigitte Bach, erklärte. Sie wies darauf hin, dass mit Mitgliedsstaaten wie China oder Indien in "Mission Innovation" auch wichtige "Nachfrageländer" für in Österreich entwickelte Technologien vertreten sind.

Die zusätzlichen Optionen für heimische Unternehmen streicht auch Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Harald Mahrer in einem Statement hervor. Die Mitgliedschaft sei "eine sinnvolle Ergänzung, um Österreichs Vorreiterrolle im Bereich der Nachhaltigkeit und Erneuerbarer Energie weiter zu stärken und in die Gruppe der Innovation Leader vorzustoßen". (APA, 26.7.2017)