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O. J. Simpson bei seiner Anhörung am Donnerstag.

Foto: Lovelock Correctional Center via AP

Los Angeles – Der frühere Footballstar O. J. Simpson darf vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Ein Begnadigungsausschuss entschied am Donnerstag im US-Staat Nevada, dass er das Gefängnis im Oktober auf Bewährung verlassen dürfe. Simpson hatte zuvor in einer Anhörung für seine frühzeitige Entlassung aus der Haft geworben. Der 70-Jährige reagierte emotional und bedankte sich mehrfach.

ORF

Er war 2008 von einem Gericht wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung zu einer Mindeststrafe von neun Jahren verurteilt worden. 2007 war er zusammen mit mehreren Komplizen bewaffnet in ein Hotelzimmer in Las Vegas eingedrungen und hatte zwei Sammler von Fanartikeln gezwungen, ihm persönliche Erinnerungsstücke zu geben.

Entschuldigung

In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Jahren entschuldigte er sich für den Vorfall. "Es tut mir leid, dass die Dinge so ausgegangen sind, wie sie sind", erklärte er. Er habe niemals ein Verbrechen verüben wollen. "Es tut mir leid."

Vier Mitglieder des Ausschusses befragten Simpson zu den Umständen des Raubüberfalls. Dieser erklärte, er habe bei dem Vorfall niemals mit einer Waffe auf jemanden gezielt oder Drohungen ausgesprochen. "In keiner Weise oder Form habe ich ihnen etwas Böses gewollt." Bei den Erinnerungsstücken habe es sich um sein Eigentum gehandelt.

Eines der beiden Opfer des Überfalls, Bruce Fromong, bestätigte diese Angaben im Zuge der Anhörung. Zudem entlastete er Simpson vom Vorwurf des Waffengebrauchs. "O. J. hat mich niemals mit einer Waffe bedroht", sagte der Mann, der sich als langjährigen Freund des früheren Stars bezeichnete. "Wenn er mich morgen anrufen und sagen würde, dass er entlassen wurde, würde ich mich ins Auto setzen und ihn abholen." Das zweite Opfer Alfred Beardsley ist 2015 gestorben.

Emotionales Plädoyer

In dem Verfahren von 2008 ging es nicht um den Tod von Simpsons Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freund Ronald Goldman. Simpson war 1994 beschuldigt worden, die beiden mit Messerstichen getötet zu haben. 1995 stand er deswegen vor Gericht. In dem als "Prozess des Jahrhunderts" bekannt gewordenen Verfahren wurde er trotz anscheinend erdrückender Beweislast freigesprochen.

In einem emotionalen Plädoyer bat Arnelle Simpson, die älteste Tochter, vor dem Gremium am Donnerstag um die Entlassung ihres Vaters. "Die Menschen können sich nicht vorstellen, was wir in den letzten neun Jahren durchgemacht haben", sagte die 48-Jährige. "Wir wollen einfach nur, dass er nach Hause zu seiner Familie kommt."

Der inzwischen im Ruhestand lebende Staatsanwalt David Roger, der 2008 den Prozess gegen Simpson geleitet hatte, sprach sich im Vorfeld für eine Begnadigung aus. "Der Mann hat für einen Raub lange genug gesessen, ich gehe davon aus, dass er begnadigt wird", sagte er im Gespräch mit US-Medien. (APA, 20.7.2017)