Die Grünen wollen nicht wie die SPÖ weniger, sondern mehr als die derzeit erlaubten acht Imbissplätze für Marktstandler.

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Wien – Dass die Stadt Wien Marktständen seit Anfang Juli keine Verkostungsbereiche mehr genehmigt, sorgt nun auch für Kritik innerhalb der rot-grünen Koalition. Die für die Wiener Märkte zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hatte verordnet, bei Übernahmen von Marktständen und neuen Betrieben keine Gastrobereiche mehr zu genehmigen. Eigentlich erlaubt die Marktordnung über die sogenannten "Nebenrechte" den Lebensmittelhändlern, in einem kleinen Imbissbereich mit bis zu acht Sitzplätzen Gäste zu bewirtschaften. Seit 1. Juli ist damit Schluss.

Über die Marktordnung ist jetzt ein Streit zwischen Rot und Grün ausgesprochen. Während die SPÖ weniger Gastroplätze will, sind die Grünen für das genaue Gegenteil.
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Für die Grünen sei Simas Vorstoß "voreilig" gewesen, erklärte der Gemeinderat Rüdiger Maresch am Donnerstag vor Journalisten. Derzeit liefen Gespräche zwischen den Koalitionspartnern, die auf eine umfassende Reform der Marktordnung abzielen würden.

Am Meidlinger Markt forderte Maresch das genaue Gegenteil der aktuellen Verordnung: "Acht Plätze sind mir zu wenig, 40 sind natürlich zu viel." Zu den Indoorplätzen sollen Standler Schanigärten betreiben können. Die Lebensmittelgeschäfte mit Verabreichungsplätzen würden Märkte zu "Kommunikationszentren" machen, die er erhalten will. Das Verbot der Gastrozonen würde laut Maresch den "Tod der Marktstände" bedeuten.

Sima bleibt bei "Notbremse"

Sima erklärte dem STANDARD hingegen erneut, "eine Notbremse" zu ziehen, um den Lebensmittelhandel zu unterstützen, "der auf vielen Märkten völlig an den Rand gedrängt wurde". Das sei aber nur eine temporäre Maßnahme, bis die Novelle der Marktordnung fertig sei. Sie soll das Gleichgewicht zwischen Gastronomie und Lebensmittelhandel wiederherstellen. Denn neben "Fressmeilen" habe der Lebensmittelhandel keine "faire Chance mehr", so Sima.

Neben dem Ausbau der Gastrozonen von Standlern fordert Maresch eine Vereinheitlichung von Genehmigungen. Es sei "absurd", dass ein Stand etwa Wein, aber kein Bier ausschenken dürfe.

Auch ein Ausbau der Marktöffnungszeiten steht auf der grünen Agenda. Sie sollen an jene der Supermärkte angepasst werden: werktags von 6 bis 21 Uhr, samstags bis 18 Uhr. Eine Sonntagsöffnung, wie sie die ÖVP gefordert hat, kann sich Maresch aber nicht vorstellen: "Die Leute betreiben ihre Stände oft allein, da braucht es den Sonntag als Ruhetag."

Blumen und Altwaren am Markt

Um die Märkte zu beleben, soll es Raum für kulturelle Nutzung geben, wie es etwa am Yppenmarkt jetzt schon passiert. Auch zusätzliche Dienstleistungsangebote wie der Friseursalon am Meidlinger Markt sollen keine Ausnahme mehr sein, ebenso Altwarentandler und Blumenläden.

"Es braucht eine generelle Regelung mit Platz für individuelle Lösungen", sagt Maresch. Denn jeder Markt sei verschieden, habe eine andere Zielgruppe und spezielle Bedürfnisse. (Oona Kroisleitner, 20.7.2017)