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Netflix hat etwa einen exklusiven Deal mit Adam Sandler

Foto: Reuters/Moloshoko

Netflix hat die Fernsehbranche verändert wie kein Service zuvor. Nach dem globalen Siegeszug des Videostreaming-Dienstes, der nun über hundert Millionen Kunden hat, setzen immer mehr Fernsehsender und IT-Konzerne auf ähnliche Services: Etwa Amazon Prime, Sky Ticket oder Maxdome – ganz zu schweigen von den Mediatheken der traditionellen Fernsehsender. Jetzt nimmt Netflix eine weitere Branche ins Visier: Die Filmindustrie.

Angriff auf Hollywood

Der Streamingdienst hat angekündigt, heuer noch vierzig exklusive Filme zu veröffentlichen. "Unser Ansatz zu Kinofilmen ist konträr zu Hollywoods jahrhundertealter ‚Fenster‘-Tradition", sagt Netflix. Gemeint ist damit, dass Filme einen langen Verwertungszyklus aufweisen: Sie kommen ins Kino, erscheinen dann auf Blu-Ray und DVD, im Pay-TV und irgendwann auf kostenfrei abrufbaren Fernsehkanälen. Das will Netflix aufsprengen: Kinofilme sollen direkt vom Schnittraum auf den Bildschirm vor der Couch wandern.

Dass Netflix mit der neuen Strategie die Filmstudios ins Visier nimmt, sagt der Videostreaming-Service auch offen. "So wie wir das Fernsehgeschäft verändert und neu erfunden haben, indem wir Konsumenten an die erste Stelle gesetzt haben, glauben wir, dass Internetfernsehen auch die Filmbranche wiederbeleben kann", hieß es im Quartalsbericht von Netflix, der diese Woche veröffentlicht worden ist.

Zahl der Kinobesucher sinkt konstant

Tatsächlich nimmt die Zahl der Kinobesucher weltweit ab. In Österreich gab es 2004 noch 18,35 Millionen Besucher; 2016 zählten Kinos 15,13 Millionen Besucher. Hollywood-Studios konzentrieren sich meist auf Blockbuster, deren Remakes und Fortsetzungen, um lukrativ zu bleiben. Beispiele dafür sind etwa "Star Wars" oder zahlreiche Comic-Verfilmungen. Unter den budgetären Verschiebungen leiden mittelteure Filmproduktionen, die immer seltener grünes Licht bekommen. In diese Lücke könnte Netflix stoßen.

Premiumdienst?

Doch Analysten bezweifeln, dass ein großer Fokus auf Filmproduktionen für Netflix unter den derzeitigen Bedingungen Sinn ergibt. Für die lange Verweilzeit auf der Videoplattform und eine enge Kundenbindung sind Serien, deren Staffeln mehrere Stunden dauern, besser als zwei- bis dreistündige Filme geeignet. Der Analyst Ross Gerber stellt deshalb in der Washington Post die Theorie auf, dass Netflix etwa ein Premium-Abo einführen könnte, um Filme bereitzustellen. Tatsächlich hat der Service in den vergangenen Wochen einen Abo-Anstieg getestet.

Durch zusätzliche Einnahmen könnte Netflix dann Deals mit Filmstudios abschließen, um deren Titel ebenfalls rasch online zu stellen. Darunter leiden würden vor allem Kinos. Die machen sich momentan aber wenige Sorgen. "Menschen haben Spaß daran, ins Kino zu gehen", hieß es vom US-Verband der Kinobesitzer. (fsc, 20.7.2017)