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Der Präsident und sein Vize: Julio Maglione präsentiert Budapest als Veranstalter der Kurzbahn-WM 2014, Husain Al-Musallam deckt den rechten Flügel.

Foto: ap/szigetvary

Budapest – Wenige Tage vor der Wahl des neuen Präsidiums wird der Weltschwimmverband Fina von einem Korruptionsskandal erschüttert. Vizepräsident Husain Al-Musallam aus Kuwait, der am Samstag auf dem Kongress am Rande der WM in Budapest erneut kandidiert und von Fina-Boss Julio Maglione (Uruguay) als Nachfolger aufgebaut werden soll, steht offenbar im Zentrum der Affäre.

Schmieren, und wie es funktioniert

Wie "Spiegel Online" berichtet, hat der 57-Jährige in seiner Funktion als Generaldirektor des Olympischen Rats Asiens (OCA) von einer Geschäftspartnerin eine Kommission verlangt, die auf Privatkonten fließen sollte. Das lege ein 20-minütiger Audiomitschnitt nahe, der "Spiegel Online" und der Londoner "Times" vorliegt.

"Zehn Prozent gehen an uns, acht Prozent an sie", soll Musallam in dem Gespräch gesagt haben. Mehrere Fina-Kenner sollen die männliche Stimme als jene Musallams identifiziert haben, der Anfragen zu einer Stellungnahme offenbar unbeantwortet ließ.

Weiter soll Musallam einer chinesischen Vermittlerin exakte Ratschläge gegeben haben, wie die abgezweigten Summen verbucht und vertuscht werden könnten. Sie sollte dafür eine Firma in Hongkong gründen. Eine weitere Pauschale sollte als sogenannte Bürogebühr abgezweigt werden. Musallam bezifferte den Wert der Sponsorenverträge mit dem OCA, das unter anderem die Asienspiele veranstaltet, auf mindestens "40 bis 50 Millionen Dollar". Alles darunter habe "keinen Wert".

"Kampagne"

Das OCA zweifelt die Authentizität des Mitschnitts nicht an, behauptet aber, das Material werde für eine politische Kampagne benutzt, um die Wahl am Samstag zu beeinflussen. Bei Sponsorendeals sei weder direkt noch indirekt Geld an OCA-Funktionäre geflossen.

OCA-Präsident ist Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah, auch Kuwaiti und einer der einflussreichsten Sportfunktionäre weltweit. Sabah verhalf mit seinem Einfluss 2013 auch dem Deutschen Thomas Bach ins Amt des IOC-Präsidenten. Ende April 2017 sollen Scheich Ahmad und sein Helfer Musallam von der US-Justiz als Mitverschwörer geführt worden sein, weil sie dem Fußballfunktionär Richard Lai 850.000 US-Dollar Schmiergeld gezahlt haben sollen.

81-jähriger Präsident will weitermachen

In Budapest stellt sich der umstrittene Fina-Präsident Maglione zur Wiederwahl. Der 81-Jährige steht vor allem wegen seiner laschen Antidopingpolitik und der fehlenden Transparenz in der Kritik. Als Gegenkandidat tritt der Italiener Paolo Barelli, Chef des europäischen Verbandes LEN, an.

Damit Maglione trotz seines hohen Alters noch einmal antreten darf, wurde extra die Satzung geändert. Dagegen ging Barelli beim Internationalen Sportgerichtshof vor, seine Klage wurde jedoch abgewiesen. Der Italiener verspricht in seinem Programm mehr Transparenz und Zuschüsse in Millionenhöhe für die nationalen Verbände, um den Schwimmsport vor Ort zu fördern.

Auch die fünf Vizepräsidenten aus den fünf Kontinentalverbänden werden am Samstag gewählt. Musallam will erneut Erster Vizepräsident werden, auf diesem Posten könnte er die Nachfolge Magliones antreten, wenn dieser vor dem nächsten Kongress 2021 aufhört. (sid, 19.7.2017)