Es ist was los in Mailand.

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Mailand/München – Der ehemalige Patron leidet. "Die Trennung von Milan bleibt für mich ein großer Schmerz", sagt Silvio Berlusconi, "doch sie war notwendig." Und sein Nachfolger, der chinesische Geschäftsmann Yonghong Li, werde den AC Mailand ja hoffentlich "wieder an Europas Spitze führen. Mein Traum wäre es, Zlatan Ibrahimovic wieder im Milan-Trikot spielen zu sehen."

Eine Rückkehr des schwedischen Fußball-Königs ist äußerst unwahrscheinlich, obwohl Milan unter Li in einen wahren Kaufrausch geraten ist. Für bislang zehn Spieler haben die Rossoneri fast 200 Millionen Euro ausgegeben – Jahresweltbestleistung! Sechs der zehn teuersten Sommertransfers in Italien hat der siebenmalige Champions-League-Sieger getätigt – und ein Ende ist nicht abzusehen.

Es geht noch was

"Wir denken noch an den Transfer eines Stürmers, wir haben noch genug Geld", sagt Geschäftsführer Mauro Fassone, "es wäre schön, einen wie Belotti, Morata oder Aubameyang zu haben." Aubameyangs Liebe zu Mailand im Allgemeinen und seinem früheren Verein im Speziellen ist hinlänglich bekannt. Borussia Dortmund, das Milan am Dienstag in Guangzhou/China in einem Testspiel gegenüberstand, hofft auf eine Ablöse im Bereich von 70 Millionen Euro.

Für Mailand, das auch an Renato Sanches vom FC Bayern dran ist, kein größeres Problem. "Ich habe Milan vom ersten Tag an Zukäufe versprochen", sagt Immobilien- und Energie-Unternehmer Li, "wir werden wieder groß werden, in Italien und in Europa."

Der jüngste Scudetto liegt sechs Jahre zurück, in Europa triumphierte die einst ruhmreiche Associazione Calcio zuletzt 2007. Die massiven Investitionen bezeugten, dass "Turbo-Milan keine langsame Renaissance, sondern eine regelrechte Revolution" anstrebe, schreibt die Gazzetta dello Sport.

König Europas

Nicht einmal Roman Abramowitsch habe nach dem Kauf des FC Chelsea 2003 so viel Geld in seinen Klub gepumpt, rechnet Tuttosport vor: "Milan ist in Sachen Investitionen bereits der König Europas." Die Tifosi, sagt Trainer Vincenzo Montella, dürften "von neuen Höhenflügen träumen".

Hinter dem Rausch steht die Gesellschaft Rossoneri Sport Investment Lux unter Li (48), die den Verein im April für 520 Millionen Euro erworben hatte. Dabei übernahm sie Schulden in Höhe von 220 Millionen Euro, über 300 Millionen steuerte zu dem Deal der US-Hedgefonds Elliott Management Corporation bei. Erst im Mai beschloss Milan eine Kapitalerhöhung im Wert von 60 Millionen Euro – für Spielerkäufe wie etwa Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen (22 Millionen Euro).

Kantig

Königstransfer ist der italienische Nationalspieler Leonardo Bonucci, über Jahre ein Symbol von Rekordmeister Juventus Turin. Selbst Geschäftsführer Fassone fand dessen Verpflichtung zunächst eine "verrückte Idee". Doch weil sich der kantige Verteidiger mit Juve-Coach Massimiliano Allegri verkracht hatte – Allegri nannte Bonucci "A....gesicht" – reichten 42 Millionen Euro Ablöse, um den 30-Jährigen für Milan zu gewinnen.

Dass inzwischen selbst Spieler von ambitionierten Champions-League-Klubs wieder in die Modestadt wollten, sei "ein wichtiges Signal an unsere Tifosi, wie groß unsere Ambitionen sind", sagt Sportdirektor Massimiliano Mirabelli.

Das gilt auch für die millionenschwere Vertragsverlängerung von Star-Torhüter Gianluigi Donnarumma. Der bekam für vier weitere Jahre ein exquisites Geschenk obendrauf: Bruder Antonio, ebenfalls Torwart, wurde aus Griechenland zurückgeholt. Für eine Million Euro, quasi aus der Portokasse. (sid, 18.7.2017)