Es war noch die Zeit, als der Eiserne Vorhang Europa in zwei Hälften teilte und Westeuropa einmal im Jahr den Song Contest ganz ohne Halbfinalrunden ausrichten konnte. Es war auch die Zeit, als sein ehemaliger Klassenkollege Jörg Haider, ebenfalls gebürtiger Bad Goiserer, die FPÖ übernommen hatte, mit dem er aber sonst nicht viel zu tun hatte, wie er immer wieder in Interviews betonte. Wilfried Scheutz wurde nämlich auserkoren, 1988 Österreich beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Ein Fehler, zu dem man stehen sollte, wie Wilfried kurz vor seinem Tod am Sonntag seinen damaligen Auftritt in "News" kommentierte.

1988 fand der Wettbewerb in Dublin statt, nachdem Johnny Logan im Jahr davor mit "Hold Me Now" den Sieg errungen hatte. Mit der Startnummer 12 ging Wilfried Scheutz, kurz Wilfried genannt, drei Songs nach der damaligen Siegerin Céline Dion ins Rennen. "Lisa Mona Lisa" hieß der denkwürdige Beitrag, komponiert von Wilfried, Klaus Koffer und Ronnie Herboltzheimer. Die Bühne war in 1980er-Neonlicht-Schick getaucht, leuchtende Quadrate fanden sich auf dem Boden, und darauf besang Wilfried die "Lisa Mona Lisa". Aber sehen Sie selbst:

escLIVEmusic1

"Nicht sehr überzeugend, dieser österreichischer Beitrag, aber einer der sympathischsten Teilnehmer dieses Jahr", sagte der niederländische Kommentator damals. Auch das ist in diesem Video zu hören. So war es damals auch. Der Song war einfach furchtbar und völlig ungeeignet, er holperte ohne Höhepunkt und ohne Ohrwurm dem Ende entgegen. Zu Recht gilt dieser Song als einer der schlechtesten eines sonst großartigen Künstlers und kreativen Kopfes. Und doch sang er den Song in dem viel zu großen Anzug voller Hingabe, Selbstbewusstsein und Freude, wie man erkennen kann.

Am Ende erreichte Wilfried den 21. und letzten Platz und erhielt null Punkte. Seine Karriere bekam daraufhin einen gehörigen Knick, viele Freunde waren plötzlich nicht mehr da, wie er später in Interviews immer wieder erzählte. Bereut hat er den Auftritt trotzdem nie. Vielleicht war es auch genau dieser Auftritt, der Wilfried danach neue Wege gehen ließ, indem er den besonderen Goiserer Viergesang mit Pop verknüpfte oder zuletzt seine Songwriter-Qualitäten noch mit seinem Abschiedswerk "Gut Lack" betonen konnte, ganz ohne Druck von Hitparadenplatzierungen oder Jurypunkten.

"Lisa Mona Lisa" wird der Song-Contest-Community als einer der skurrilsten Auftritte in Erinnerung bleiben. Noch Jahre später wurde der Beitrag bei einem Fanclub-Treffen zum schlechtesten Beitrag aller Zeiten gewählt. Wilfried aber ließ sich durch die Niederlage nicht unterkriegen und arbeitete weiterhin an seinem Œuvre und blieb ein außergewöhnlicher Künstler. Gerade deshalb war er und wird er immer sein: einer der Großen der österreichischen Popgeschichte. (Marco Schreuder, 17.7.2017)