Wien – Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat am Freitag den zweiten Kunst- und Kulturbericht seiner Amtszeit dem Ministerrat vorgelegt. In dem knapp 500 Seiten schweren Konvolut werden die Bundesausgaben für 2016 ausgewiesen. Diese beliefen sich auf 422,3 Millionen Euro – ein Plus von zwölf Millionen Euro oder 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (410,29 Millionen), was den Bundestheatern zugutekam.

Schließlich wurde deren Basisabgeltung im Jahresvergleich von 148,94 Mio. Euro auf 162,9 Mio. Euro angehoben. Insgesamt stiegen damit die Ausgaben in der Kulturförderung von 322,6 Mio. Euro auf 334,5 Mio. Euro. Auf dem nahezu gleichen Niveau blieb hingegen die Basisabgeltung bei den Bundesmuseen (85,06 Mio. Euro) und der Nationalbibliothek (23,22 nach 23,09 Mio. Euro). Das Minus in der gesamten Sparte "Museen, Archive, Wissenschaft" von gut 5,3 Mio. Euro auf 107,32 nach 112,63 Mio. Euro ist im Wesentlichen auf das Auslaufen des Tilgungsplans für den Kredit zur Errichtung des Museumsquartiers zurückzuführen. Die Mittel für die Kunstförderung blieben mit 87,8 Mio. Euro ebenso nahezu konstant (2015: 87,7 Mio. Euro).

Zuwächse bei Stipendien

Zuwächse konnte man indes bei den Stipendien verbuchen. "Nach Jahren der Stagnation konnte im Kunst- und Kulturbudget wieder ein Plus verbucht werden. Das hat es mir ermöglicht, im Jahr 2016 unsere Stipendienprogramme und ab 2017 den Bereich der freien Kunst- und Kulturszene zu erhöhen", freut sich Drozda in der Präambel. So wurde die Dotation der Stipendien um 200 Euro pro Monat angehoben, die der Alleinerzieherstipendien gar um 400 Euro.

Stabil blieb hingegen die Vergabe der Kunstfördermittel nach Geschlechtern, die seit 2007 ausgewiesen wird. Demnach flossen wie in den beiden Vorjahren 51 Prozent der Stipendien und Projektförderungen an männliche Künstler, 49 Prozent an Künstlerinnen. Bei der Summe der ausgezahlten Beträge lautet das Verhältnis 53 zu 47 Prozent zuungunsten der Frauen. Zu Beginn der Auswertung 2007 waren noch 57 Prozent der Stipendien Männern zugutegekommen.

Fotografinnen und Musiker

Besonders hohen Anteil hatten Künstlerinnen etwa an den Sparten Fotografie (wo 82 von 140 Finanzierungen auf sie entfielen) oder Mode (14 von 18). Die Männer waren hingegen überproportional stark bei der Musik vertreten, wo 90 von 133 Finanzierungen auf sie entfielen. Die durchschnittlichen Förderbeträge beliefen sich spartenübergreifend auf 5.058 Euro für Frauen sowie 5.446 Euro für Männer.

Der Kunst- und Kulturbericht wurde heuer zum zweiten Mal nach der sogenannten Systematik LIKUS (Länderinitiative Kulturstatistik) erstellt. Im Bestreben der besseren Vergleichbarkeit werden seit dem Vorjahr nur mehr die Ausgaben der öffentlichen Hand ausgewiesen. Die Umstellung der Systematik erfolgte im Zuge der Zusammenlegung der beiden Sektionen für Kunst und Kultur zur neuen Sektion II des Bundeskanzleramts.

Dabei zeigt sich Kulturminister Drozda in seiner Einleitung beinahe demütig gegenüber dem von ihm verantworteten Bereich: "In der liberal verfassten Demokratie hat die Kunst ein Recht erworben, das vom Staat garantiert wird: das Recht auf Freiheit und Autonomie. Von ihr kann und sollte auch die Politik lernen. Zu fordern hat sie von ihr allerdings nichts: weder gesellschaftliche Relevanz noch L'art pour l'art, weder die Erforschung der Innen- noch der Außenwelt, nicht Realismus und nicht Abstraktion, weder Harmonie noch Dissonanz." (APA, 14.6.2017)