Der tödliche Schusswechsel am Freitag in der Altstadt von Jerusalem gilt als besonders gravierender Zwischenfall, weil er sich auf dem Tempelberg ereignete und weil die Angreifer israelische Araber waren. Zwei Polizisten starben im Krankenhaus, und ein weiterer wurde verletzt, die Terroristen wurden auf dem Tempelberg erschossen. Die Polizei riegelte das Gebiet ab und sagte die gewöhnlich an Freitagen stattfindenden muslimischen Massengebete in den Moscheen auf dem Plateau, das Juden und Muslimen heilig ist, erstmals seit 2000 ab. Der palästinensische Großmufti von Jerusalem, Mohammed Hussein, rief die Gläubigen auf, trotzdem zur Al-Aksa-Moschee zu kommen. Am Nachmittag wurde er kurzzeitig festgenommen.

Bericht des ORF zum Anschlag.
ORF

Während die radikalislamische Hamas die "heroische Operation in Jerusalem" pries, drückte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas seine "Ablehnung und Verurteilung des tödlichen Schusswechsels" aus, ohne aber die Täter zu verurteilen. Offenbar als Zeichen der Beschwichtigung teilte das Amt von Israels Premier Benjamin Netanjahu mit, es sei keine Änderung bei den Gebetarrangements in dem Areal geplant.

Die drei Palästinenser, zwei von ihnen 19 und einer 29 Jahre alt, waren in Um-el-Fahm in Nordisrael zu Hause. Sie sollen mit zwei automatischen Gewehren und einer Pistole bewaffnet gewesen sein. Beim Löwentor, einem Zugang zur Altstadt nahe dem Tempelberg, eröffneten sie das Feuer auf Polizisten. Dann flüchteten sie auf den Tempelberg, wo sich ein Gefecht entwickelte. Die getöteten Polizisten gehörten der drusischen Volksgruppe an.

Die Tempelberg-Moscheen stehen Muslimen grundsätzlich zum Gebet offen, doch in angespannten Zeiten verweigern die israelischen Behörden jüngeren Männern den Zugang. Juden dürfen den Tempelberg besuchen, aber dort nicht beten.

Im September 2015 hatte eine Welle palästinensischer Messer- und Fahrzeugattentate begonnen, für die als Motiv die Sorge genannt wurde, Israel wolle den Status quo auf dem Tempelberg verändern. Doch dieses Motiv ist längst vergessen, und die Anschläge sind viel seltener geworden. Auf dem Tempelberg selbst hat es in der Vergangenheit zwar immer wieder Reibereien gegeben, es ist aber außergewöhnlich, dass in dieser heiklen Zone Schüsse fallen. Zuletzt war hier der islamische Fastenmonat Ramadan, der als brisante Periode gilt, relativ ruhig verlaufen. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 15.7.2017)