Feuerwehrleute kämpfen unter anderem in Messina gegen die sich ausbreitenden Flammen.

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Rom – An den Abhängen des Vesuvs wüteten in den vergangenen Tagen gleich mehrere große Waldbrände; die Feuerfront war bis zu zwei Kilometer lang. Wegen der hunderte Meter hohen Rauchwolke sah es zeitweise so aus, als wäre der Vulkan, der einst Pompeji zerstört hatte, wieder ausgebrochen. In Sizilien wiederum, wo 125 Waldbrände gezählt worden sind, wurde ein Ferienressort am Meer von den Flammen eingeschlossen: Rund 600 Feriengäste mussten mit Schlauch- und Fischerbooten in Sicherheit gebracht werden.

"Es ist der verheerendste Sommer, den wir in puncto Waldbränden je erlebt haben", erklärt Luigi D'Angelo, Chef der Einsatzzentrale beim nationalen Zivilschutz. Seit Mitte Juni habe man schon 430 Einsätze mit Löschflugzeugen und Hubschraubern geflogen. Im Jahr 2007, dem bisher schlimmsten Jahr, seien es zwei Drittel weniger gewesen. Die meisten Waldbrände wüten in den südlichen Regionen Sizilien, Kalabrien, Apulien und Kampanien; aber auch die Hauptstadtregion Latium, Sardinien und die Toskana sind stark betroffen. Fährt man von Rom aus mit dem Auto in Richtung Süden, sieht man alle paar Kilometer Rauchsäulen und Flammen.

Begünstigt wird die Ausbreitung der Waldbrände durch hohe Temperaturen und die seit Monaten anhaltende Trockenheit.

Mutwillig gelegt

"Schuld" an den Waldbränden ist jedoch weniger die Trockenheit: Mehr als die Hälfte aller Waldbrände werden mutwillig gelegt, die übrigen durch grobe Unvorsichtigkeit verursacht. Oft sind es Bauern, welche Baumschnitt oder Böschungen abbrennen, die damit versehentlich einen Waldbrand auslösen. Im Verdacht stehen auch Hubschrauberfirmen, denen unterstellt wird, dass sie sich dadurch selber Arbeit verschaffen.

Vor allem in Sizilien und Kampanien ist es aber nur allzu oft die Mafia, welche bei den Wahlbränden Regie führt. "Alle Waldbrände am Vesuv sind von der Camorra gelegt worden", sagt der Mafiaexperte Roberto Saviano. Denn an den Hängen des Vulkans habe die Camorra Hunderte von illegalen Mülldeponien angelegt. Wenn sie diese anzünden und das Feuer sich in die Wälder ausbreitet, dann träfen die Clans gleich zwei Fliegen auf einen Streich: In den illegalen Deponien sei danach Platz für neuen Müll, und mit den Waldbränden demonstrierten sie, dass sie den Staat in Schach halten könnten. Mafiöse Interessen und Einschüchterungsversuche stünden auch in Sizilien hinter den meisten Bränden. (straub, 13.7.2017)