Aus einfachen Spielkarten entstehen mittels AR-Anwendung dreidimensionale Dinosaurier auf dem Smartphone. Die Software von Wikitude erkennt mehrere Objekte gleichzeitig.

Foto: Wikitude/Mike Vogl

Wikitude-Geschäftsführer Martin Herdina (links) und CTO Philipp Nagele.

Foto: Wikitude/Mike Vogl

Salzburg – Augmented Reality (AR) ist seit dem Hype rund um das Smartphonespiel Pokémon Go im Sommer 2016 richtig bekannt geworden. Die technikgestützte Erweiterung der Realität ist aber nicht nur für Spiele einsetzbar. Rund 80 Prozent der Umsätze mit Augmented-Reality-Anwendungen werden in der Industrie und im Handel gemacht.

Das Salzburger Unternehmen Wikitude ist führend in der AR-Technologie und bietet eine Software im Baukastenprinzip, mit dem jeder Entwickler seine eigene AR-App erstellen kann. Mehr als 100.000 Entwickler weltweit verwenden bereits die Software von Wikitude. Die Firma mit rund 30 Mitarbeitern aus elf Nationen hat ihren Hauptsitz in Salzburg, aber auch Büros in China und im Silicon Valley.

"Wir machen das Unsichtbare sichtbar", sagt Wikitude-Geschäftsführer Martin Herdina. Zu den Kunden von Wikitude zählen beispielsweise Möbelhäuser. Mit der AR-Software kann ein virtuelles Möbelstück in Echtzeit auf dem Smartphone über die Wirklichkeit gelegt werden. Endkunden sehen so, wo ein Möbelstück am besten im Wohnzimmer platziert wird. Der virtuelle Prototyp eines Autos kann in der Werkshalle gezeigt und von allen Seiten betrachtet werden. Die Washington Post und das Time-Magazin verwenden bereits AR-Apps, um ihre Printprodukte mit dem Smartphone multimedial zu machen.

Interaktive Betriebsanleitung

"Wir entwickeln immer neue Tools, damit die Kunden mehr von der Realität erkennen können", sagt der technische Direktor, Philipp Nagele. Die aktuellste Innovation der Salzburger Firma ist die sogenannte Objekterkennung. Produktdesigner können einem Werkstück, wie zum Beispiel einem Motor, virtuell eine Neuerung verpassen oder eine bestehende Komponente verändern. Die Software kann aber auch für interaktive Betriebsanleitungen oder Fernwartungen verwendet werden. Servicetechniker von Thyssen Krupp etwa beheben auf diese Art bereits Probleme bei ihren Liftanlagen. Der US-Konzern Walmart bestückt seine Regale bereits mithilfe der AR-Software von Wikitude.

Seit Pokémon Go auf dem Markt ist, werde Wikitude förmlich überrannt mit Anfragen und zähle nun zu den Weltmarktführern, sagt Geschäftsführer Herdina. "Unsere Umsätze verdoppeln sich jedes Jahr." Derzeit liege der Umsatz bei rund drei Millionen Euro.

Spielzeug mit Apps digital aufrüsten

Eine große Nachfrage komme von Spielzeugherstellern, die ihre Spielzeuge mit Apps digital aufrüsten wollen. Aber auch im Bereich E-Commerce werde die Technologie verstärkt eingesetzt, sagt Martin Herdina. Postwurfsendungen von Geschäften können künftig auf dem Smartphone sofort zu weiterführenden Produktinfos und Videos führen. Genauso könnte ein angebotener Fernseher direkt virtuell ins Wohnzimmer gezogen werden.

Für ihre Software wurde Wikitude erst im Juni mit dem Branchen-Oscar Auggie Award im Silicon Valley ausgezeichnet. (Stefanie Ruep, 13.7.2017)