Moskau – Kurz vor der Uraufführung hat das Bolschoi-Theater in Moskau eine Ballettinszenierung des regimekritischen Starregisseurs Kirill Serebrennikow abgesagt. Das Stück "Nurejew" über den sowjetischen Tänzer Rudolf Nurejew (1938-1993) sei noch nicht aufführungsreif, es werde auf Mai 2018 verschoben, sagte Generaldirektor Wladimir Urin am Montag. Es sei aber nicht abgesetzt.

Die Weltpremiere hätte am Dienstag stattfinden sollen. Allerdings gab es am Freitag eine erfolgreiche Generalprobe, an deren Ende die Tänzer dem Regieteam applaudierten. Trotzdem verkündete Urin den Künstlern am Tag darauf die Absage. Serebrennikow sagte, mit ihm sei dies nicht abgesprochen gewesen.

Das Werk über Nurejew sollte auch Seiten seines Lebens zeigen, die in Russland als anstößig gelten: seine Emigration in den Westen und seine Homosexualität. Für die Aufführungen sollte eine Altersbeschränkung ab 18 Jahren gelten. Für den renommierten Theatermacher Serebrennikow ist es der zweite Schlag der russischen Behörden binnen kurzem. Ermittler versuchen, bei einem seiner Projekte die Unterschlagung staatlicher Gelder nachzuweisen. Er selbst wurde im Mai als Zeuge verhört. Gegen drei Mitarbeiter wurde Untersuchungshaft oder Hausarrest verhängt. (APA, 10.7.2017)