Wien – Mit 100 Millionen Euro aus der Bankenabgabe sollen ab 2018/19 insgesamt 5.000 neue Studienplätze in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) an den Fachhochschulen entstehen. Bei der Qualität der Lehre sehen die Grünen aber großen Verbesserungsbedarf.

Nur 15 Prozent der Lehrenden an österreichischen Fachhochschulen sind hauptberuflich an der FH tätig. Von diesen wiederum arbeiten 60 Prozent Vollzeit, ein Viertel dieses Stammpersonals arbeitet nur 20 Stunden oder weniger, lautet das Ergebnis einer Anfrage der grünen Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer an die 21 Fachhochschulen. Im Studienjahr 2015/16 gab es an den FHs 48.100 Studierende, die von 2.030 hauptberuflich und 12.645 nebenberuflich Lehrenden betreut wurden.

Qualitätssicherung

Für den Aufbau und die Sicherung einer verlässlichen Forschungs- und Lehrstruktur sei dieser hohe Anteil externer Lehrender schwierig, sagt Maurer. Dass Personen aus der Praxis an den FHs unterrichten, sei grundsätzlich gut, aber für die Weiterentwicklung und die kritische Auseinandersetzung in den einzelnen Fachbereichen brauche es einen höheren Anteil hauptberuflich Tätiger. Externe Lehrende dürfen laut Fachhochschulstudiengesetz (FHStG) nur für die Lehre eingesetzt werden. Ihre Expertise fehle beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Curricula.

Im Schnitt werden rund 40 Prozent der Semesterwochenstunden von hauptberuflich Lehrenden übernommen. An knapp der Hälfte der FHs werden mehr als zwei Drittel der Lehre von externen Lektoren getragen. Den geringsten internen Lehranteil gibt es mit nur 13 Prozent an der FH BFI Wien, den höchsten (58 Prozent) an der FH Kärnten. "Es gibt große Unterschiede zwischen den Fachhochschulen. Insbesondere jene, die in der Forschung gut aufgestellt sind, haben in der Regel auch mehr Stammpersonal", so Maurer.

Mehr als die Hälfte der Lehrenden ohne Doktorat

Wobei das Verhältnis von externen und internen Lektoren noch nichts über die Qualität der Lehre aussagt. Daher wollten die Grünen in der Anfrage auch wissen, wie die Auswahl des Lehrpersonals erfolgt und welche Qualifikationen stamm- und nebenberufliches Personal mitbringen. Standardisierte Recruitingprozesse oder richtige Berufungsverfahren, wie sie an Universitäten üblich sind, gibt es nicht.

Beim Stammpersonal verfügen knapp 56 Prozent über einen niedrigeren akademischen Abschluss als ein Doktorat/PhD, bei den Externen sind es 58 Prozent. Keine genaue Auskunft gaben die Fachhochschulen über die Bezahlung der externen Lehrenden. Die Bezahlung werde individuell gelöst, hieß es. Einen Kollektivvertrag für alle Lehrenden gibt es nicht. Vier Prozent des Stammpersonals sind habilitiert.

Um die Qualität der Lehre an den FHs zu gewährleisten, brauche es einen massiven Ausbau des Stammpersonals, sagt Maurer. "Ziel muss sein, 80 Prozent der Lehre intern bestreiten zu können." Sie beruft sich auf die Empfehlung des deutschen Wischenschaftsrats, der ein Verhältnis von 80 Prozent hauptberuflich und 20 Prozent nebenberuflich Lehrenden vorschlägt. Außerdem brauche es verbindliche Standards für Berufungen sowie eine transparente Entlohnung und einen Kollektivvertrag für den Sektor, sagt Maurer. (ost, 10.7.2017)