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Donald Trump Jr, ältester Sohn von US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP Photo/Matt York, File

Washington/Wien – "Was wusste der Präsident, und wann wusste er davon?" Diese Frage stellte ab 1973 wiederholt der republikanische Senator Howard Baker im Zusammenhang mit dem Watergate-Skandal, der 1974 zum Rücktritt seines Parteifreundes Richard Nixon als US-Präsident führte.

Und auch Donald Trump muss sich seit Monaten dieselbe Frage im Zusammenhang mit mutmaßlicher Einflussnahme Moskaus auf den US-Wahlkampf 2016 gefallen lassen: Im Wochenrhythmus verwendet US-Journalistenlegende Dan Rather genau diese Worte, wenn er die neuesten Entwicklungen in Sachen "Russia Connection" kommentiert.

Neuestes Kapitel: Donald Trump Junior, 39, ältester Sohn des Immobilientycoons und nunmehrigen US-Präsidenten, traf sich laut New York Times und Washington Post am 9. Juni 2016, mitten im Wahlkampf, im New Yorker Trump Tower mit der russischen Anwältin Natalja Weselnizkaja – und zwar erst nachdem ihm versprochen worden war, dass die Russin "belastende Informationen" über die demokratische Konkurrentin Hillary Clinton habe.

Wie die beiden US-Zeitungen seit Samstag berichteten, sollen an diesem Treffen auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (heute noch einer seiner engsten Berater) und Paul Manafort, der damalige Wahlkampfmanager Trumps, teilgenommen haben.

Trump Junior versuchte erst gar nicht, das Treffen als solches zu dementieren – wohl aber wies er Andeutungen bzw. Verdächtigungen zurück, der Kontakt könne illegale Aspekte gehabt haben. Die New York Times zitierte aus seinem Statement: "Nachdem Freundlichkeiten ausgetauscht waren, verkündete die Frau, sie habe Informationen, dass Menschen mit Verbindungen zu Russland das Democratic National Committee (das Gremium beschafft Wahlkampfmittel für die US-Demokraten, Anm.) und Frau Clinton unterstützen." Allerdings seien die Informationen, so führte der Präsidentensohn am Sonntag aus, bloß vage, mehrdeutig und ohne Sinn gewesen. Einzelheiten oder hilfreiche Details seien nicht angeboten worden. "Es wurde schnell deutlich, dass sie keine wichtigen Informationen hatte."

Adoptionen, Wahlkampf

Tags zuvor hatte Trump Jr. Clinton noch mit keinem Wort erwähnt und hatte erklärt, beim Termin mit Weselnizkaja sei es um Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger gegangen.

Über das Meeting befragt, sagte er weiter, er habe Manafort und Kushner gebeten, daran teilzunehmen, habe ihnen aber vorab nicht mitgeteilt, worum es inhaltlich gehen würde. Während Manafort einen Kommentar ablehnte, räumten Kushners Anwälte dessen Teilnahme ein, verwiesen aber bei inhaltlichen Fragen auf den Präsidentensohn.

Dan Rather und andere Trump-Kritiker kommentieren, die Trumps hätten immer weniger Möglichkeiten, Vorwürfe gegen sie plausibel zu dementieren oder abzuschwächen.

Auch wenn Weselnizkaja der New York Times versicherte, dass sie im Zuge ihres Meetings mit Trump Jr., Kushner und Manafort "nichts" im Zusammenhang mit dem damals laufenden Präsidentschaftswahlkampf diskutiert habe, beharrt das Blatt auf der Einschätzung, dass eben dieses – nicht dementierte – Treffen zumindest indirekt eine erstmalige Bestätigung dafür sein dürfte, dass Trump oder gewisse Leute aus seinem Team offenbar bereit gewesen sein dürften, "russische Hilfe anzunehmen". Tenor: Warum sonst hätte es zu jenem Zeitpunkt zu einem Treffen der vier Personen in der Wahlkampfzentrale Trumps kommen sollen?

Gemeinsame Cybersicherheit

Ermittlerkreise und Geheimdienste in den USA sind nach wie vor überzeugt davon, dass Moskau hinter mehreren Hackerangriffen während des US-Wahlkampfes steckte und auf diese Weise sowie durch andere Maßnahmen den Ausgang der US-Wahlen beeinflussen wollte. Russland hat diese Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen, zuletzt auch beim jüngsten G20-Gipfel vor wenigen Tagen in Hamburg.

Doch justament mit Moskau regte US-Präsident Trump eine strategische Zusammenarbeit im Bereich der Cybersicherheit an. Allerdings nahm Trump den Vorschlag einer US-russischen Sondereinheit sofort wieder zurück, nachdem er für Spott und Hohn sogar in den eigenen Reihen gesorgt hatte.

Auch Moskau wollte von einer solchen Kooperation nichts wissen: Präsident Wladimir Putin und Trump hätten einander diesbezüglich keinerlei Versprechen gegeben, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau. Ebenso wenig kenne man die russische Anwältin Weselnizkaja. (gian, 10.7.2017)