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Es war einmal eine alte ehrwürdige Bank (hier der Eingang zum Headquarter in Siena, die viele Kredite vergab. Zuviele. Jetzt ist es mit den guten Zeiten vorbei. Davor hat die Bank aber auch Kleinanlegern das Fell über die Ohren gezogen – sagen zumindest Kritiker.

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Brüssel/Madrid/Rom – Die jüngsten Probleme von Banken in Spanien und Italien beschäftigen am Montag die Finanzminister der Eurostaaten bei ihrer Tagung in Brüssel. Fragen gibt es vor allem zur Rettungsaktion für die Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit italienischen Steuergeldern.

Finanzminister Hans Jörg Schelling nimmt am Montag am Treffen der Finanzminister der EURO-Staaten in Brüssel teil. Am Programm stehen die finanziellen Turbulenzen, vor allem spanischer und italienischer Banken.
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Sorge macht den Eurostaaten der riesige Bestand ausfallgefährdeter Kredite, nicht nur bei MPS, sondern auch bei anderen südeuropäischen Banken. Um das Risiko in den Griff zu bekommen, wollen die Minister mit ihren Kollegen aus den übrigen EU-Ländern am Dienstag einen Aktionsplan beschließen. Ziel ist unter anderem die Gründung von nationalen "Bad Banks", die die faulen Kredite übernehmen sollen.

MPS wird zur Provinzbank

Die weltweit älteste und einst drittgrößte Bank Italiens, Monte dei Paschi di Siena (MPS), schrumpft indes zur Provinzbank. Der jüngst präsentierte neue Geschäftsplan sieht die Schließung eines Drittels der 2000 Filialen und den Abbau von 5500 Beschäftigten vor. Damit verliert MPS ihren Status als flächendeckendes Kreditinstitut in Italien. Auch die Präsenz im Ausland wird verringert, das Großkundengeschäft abgebaut und der Fokus auf das Geschäft mit Privatkunden gelegt.

Bekanntlich ist das Kreditrisiko bei kleinen und mittelständischen Unternehmen höher als bei Großkonzernen. MPS-Chef Marco Morelli erwartet heuer noch erhebliche Verluste. Diese werden auch durch die Ausgliederung von 17 Milliarden Euro an notleidenden Krediten verursacht, die zu einem Preis von nur 20 bis 22 Prozent ihres Nominalwertes an den Bankrettungsfonds Atlante abgegeben werden sollen.

Wenn alles gutgehe, sagte der Bankchef, werde 2021 ein Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro erzielt. Sollten jedoch außergewöhnliche Ereignisse eintreten, etwa eine neuerliche Wirtschaftskrise, sei die Rettung der Bank erneut in Gefahr. Dann nützen auch die mühsam ausgearbeiteten Bedingungen für die Kapitalerhöhung von 8,1 Milliarden Euro und die Teilverstaatlichung nichts. Die Sanierung von MPS bleibt damit ein Sprung ins Dunkle – auch wenn die Mitarbeiter und Kunden bisher Vertrauen in die Zukunft der Bank gezeigt haben.

Kleinanlegern Fell über die Ohren gezogen

Doch wenn die Abwicklung ein Institut zu Recht träfe, dann MPS, meinen Experten. Sie habe, bevor faule Kredite und dubiose Derivategeschäfte sie an die Wand drückten, Kleinanlegern beim Verkauf nachrangiger Schuldverschreibungen das Fell über die Ohren gezogen. Nachdem sie allein seit 2008 rund zwölf Milliarden Euro Eigenkapital aufgenommen hatte, ohne dass dies ihre Misere beendet hätte, verlor sie 2016 den Zugang zu den Eigenkapitalgebern.

Der Fall zeige, dass Banken, die über den nötigen Rückhalt in der Politik ihres Heimatlandes verfügen, auf eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" mithilfe öffentlicher Mittel rechnen können, Institute aber, denen es daran mangelt, aufgeben müssen. Ob es bei MPS zu einer Trendwende kommen wird, soll sich im September zeigen. Dann werden die seit Jahresbeginn vom Börsenhandel ausgesetzten MPS-Aktien neuerlich am Mailänder Aktienmarkt notieren. Die Kurse gelten als Gradmesser für die Sanierungschancen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 10.7.2017)