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Falmer – Bei manchen Studien beschleicht einen bereits im Vorhinein die Ahnung, dass man sie im Spätherbst in der Auswahl für den Ig-Nobelpreis wiederfinden könnte. Mit ihrer Validität hat das nichts zu tun – sie haben nur ein ausreichend skurril klingendes Thema.

So haben sich nun Psychologen der University of Sussex mit Experten für Säugetierkommunikation zusammengetan, um die Lautäußerungen einer ganz bestimmten Untergruppe der Spezies Homo sapiens zu analysieren: Tennisspieler. Die geben nämlich – denken wir etwa an Monica Seles, Rafael Nadal oder Marija Scharapowa – charakteristische Grunz-, Stöhn- oder Schreilaute von sich, die auch im Deutschen unter dem Fachbegriff "Grunting" zusammengefasst werden. Und dieses Grunting war schon Gegenstand einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Studien.

Für das jüngste Beispiel hat Jordan Raine, Doktorand der Uni Sussex und Kapitän von deren Tennisteam, die Tonhöhe der Grunzer genauer untersucht. Die variiert nämlich, und diese Unterschiede dürften laut der in "Animal Behaviour" veröffentlichten Studie Informationsgehalt aufweisen.

Die Untersuchung

Raines Team zog TV-Aufzeichnungen von 50 Tennis-Matches mit Spielern aus den Top 30 der Weltrangliste heran, maß die Frequenz der Grunzlaute, die bei den verschiedenen Arten von Schlägen ausgestoßen wurden, und korrelierte das Ganze dann mit den Spielergebnissen. Das Resultat: Die Frequenz der Verlierer kletterte nach oben – und das schon, bevor sich der Ausgang des Spiels in Punkteform abzuzeichnen begann.

Die Forscher schließen daraus, dass die Grunzhöhe nicht mit einem wechselhaften Spielverlauf kurzfristig steigt und sinkt, sondern dass sie von langfristigen körperlichen und/oder psychologischen Faktoren bestimmt wird: etwa von Fitness, Müdigkeit und Verletzungen, aber auch von beispielsweise den Nachwirkungen früherer Begegnungen der jeweiligen Kontrahenten.

Menschen und andere Säugetiere

David Reby, Experte für Tierkommunikation, weist auf die Parallelen zu anderen Säugetierrufen hin: Auch diese enthielten Informationen über den Zustand des Rufers, aus denen sich vorab auf den Ausgang eines eventuellen Wettkampfs schließen lasse. Zum Beweis spielten die Forscher aufgezeichnete Grunzlaute anderen Tennisspielern vor. Und obwohl diesen weitere Informationen vorenthalten wurden, konnten sie durch die Bank bestimmen, ob sie aus einem gewonnenen oder einem verlorenen Match des Grunzers stammten. (jdo, 9. 7. 2017)