Illustration: Pernille V Troelsen

Liverpool – Obige Illustration würde sich hervorragend für ein Bilderquiz eignen: Ohne Kenntnis des Kontexts kämen vermutlich die wenigsten auf die Idee, dass es sich hierbei um einen Plesiosaurier im Wasserkanal – also der hydrodynamischen Entsprechung eines Windkanals – handelt. Pernille V. Troelsen von der Liverpool John Moores University hat damit begonnen, Modelle des ausgestorbenen Meeressreptils auf ihren Strömungswiderstand zu testen, wie die Society for Experimental Biology berichtet.

Plesiosaurier hatten einen einzigartigen Körperbau. Der gedrungene Rumpf und die zu kräftigen Paddeln geformten Beine erinnern entfernt an eine Robbe. Allerdings hatten sie einen extrem langen Hals, der je nach Art bis zu sieben Meter erreichen und 72 Halswirbel umfassen konnte. Anders als bei den (nicht mit ihnen verwandten) Sauropoden an Land hatte dieser Hals auch kein Gegenstück in Form eines ebenso langen Schwanzes, was ihn noch unverhältnismäßiger erscheinen ließ.

Skelett eines 66 Millionen Jahre alten Plesiosauriers der Spezies Zarafasaura oceanis.
Foto: APA/AFP/Courtesy Binoche and Giquello

Ihre Zähne weisen darauf hin, dass sie Fleischfresser waren, darüberhinaus gibt der Hals aber Anlass für die verschiedensten Spekulationen. Möglicherweise waren sie keine dynamischen Jäger, die durchs Wasser pflügten, sondern ließen sich an der Oberfläche treiben oder lagen gar auf dem Meeresboden in Lauerstellung. Ohne den Körper bewegen zu müssen, hätte ihnen der biegsame Hals die Möglichkeit gegeben, nach Beute in weitem Umfeld zu schnappen.

Da man noch immer so wenig über das Verhalten dieser Tiergruppe weiß und es heute kein Tier gibt, das man als Vergleich heranziehen könnte, hat Troelsen mit ihren Messungen zum Strömungswiderstand begonnen. Sie erstellte ein virtuelles 3D-Modell, das nun in unterschiedlichen Konfigurationen getestet wird. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Umstand, wie stark sich der Wasserwiderstand erhöht, je nachdem wie stark und an welcher Stelle der Hals gebeugt wird.

illustration: Pernille V Troelsen

Aus ihren ersten Ergebnissen zieht die Forscherin den Schluss, dass die Plesiosaurier den Hals bei hohem Schwimmtempo wohl gerade gehalten haben dürften und ihn nur dann durchs Wasser schwenkten, wenn sie trieben oder höchstens sehr gemächlich schwommen. Sie vermutet, dass sie Lauerjäger wie Schlangen oder Krokodile waren und nicht dynamisch durch Fischschwärme pflügten, wie man es auf Illustrationen oft sehen kann.

Wie auch immer sie lebten, sie hatten damit jedenfalls Erfolg: Plesiosaurier entwickelten sich vor über 200 Millionen Jahren und lebten auch dann noch weiter, als die etwas älteren Ichthyosaurier, die mit ihren delfinähnlichen Körpern hydrodynamisch eigentlich viel besser angelegt schienen, ausstarben. Ihr Ende kam erst vor knapp 66 Millionen Jahren, als der Dino-Killer einschlug und so gut wie alle Tiere, die zu diesem entscheidenden Zeitpunkt das Pech hatten, groß zu sein, ausstarben. (jdo, 8. 7. 2017)