Stretching zählt zum üblichen Aufwärmprogramm. Sportwissenschafter der Uni Jena geben allerdings zu bedenken, dass es keine wissenschaftlich nachgewiesene Schutzwirkung gibt.

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Jena – Manche Übungen, die etwa Fußballer durchführen, um Verletzungen vorzubeugen, haben keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Effekt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Sportwissenschafter der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt haben.

Zunächst untersuchten die Forscher, welche Risikofaktoren für Verletzungen Spieler überhaupt wahrnehmen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um diese zu verringern. Insgesamt wurden dazu 139 Profi- und Nachwuchsspieler zwischen 13 und 35 Jahren aus einem Verein, der auf Bundesliganiveau agiert, befragt.

Verzerrte Wahrnehmung

Das Ergebnis: Der Untersuchung zufolge setzte die Hälfte der Spieler auf ein sogenanntes sensomotorisches Training. Das sind spezielle Aufwärmübungen, mit denen sie durch Sprung-, Balance- und Stabilisierungseinheiten "tatsächlich wirksam Verletzungen vorbeugen können", wie die Studienautoren betonen.

"Mehr als 91 Prozent der Befragten dehnen vor dem Training oder dem Spiel ihre Muskeln und gehen davon aus, so Verletzungen zu verhindern. Allerdings gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass dieses Stretching als Präventionsmaßnahme funktioniert. Tatsächlich verringere es sogar die Sprung- und Sprintleistung", sagt Studienleiterin Astrid Zech.

Ein Grund für den Einsatz von unwirksamen Präventionsmaßnahmen könnte in der falschen Wahrnehmung von Verletzungsursachen liegen. "Aus unserer Erfahrung rufen beispielsweise Koordinationsprobleme des einzelnen Spielers häufig Sprunggelenksverletzungen hervor", erklärt Zech. "Von den befragten Fußballern allerdings betrachten das nur etwa sieben Prozent als Risikofaktor, im Profibereich mit zwölf Prozent ein wenig mehr. Dabei kann gerade hier durch klar definierte Übungen Prävention betrieben werden", ergänzt die Expertin. (red, 6.7.2017)