Wien – Und es begab sich, dass jener Mann, der "viermal so viele Zähne im Mund hat wie ich, anrief", erzählt Thomas Quasthoff vom nunmehrigen TV-Pensionisten Stefan Raab und dessen Initiative, die Quasthoff mit Max Mutzke zusammenbrachte. Schon beim Telefonieren sei da jedenfalls ein gewisses Etwas in der Sympathie spürbar gewesen, auch wenn musikbiografisch wenig zusammenzupassen schien. Quasthoff: die Klassikgröße, die an der Staatsoper Amfortas war, seine Sängerkarriere beendete und doch wieder zu jazzen begann.

Mutzke: Über diverse Qualifikationen schaffte er für Deutschland beim Song Contest (2004) den achten Platz, um hernach auch im souligen Bereich – mit Jazzwürze – sein Glück zu suchen. Der ironisch-verulkende Umgang der beiden miteinander ist dann ein Running Gag des Staatsopernabends, aber auch Beleg authentischer Harmonie.

Vokal fügen sich Quasthoffs Bassbariton und die angeraute Stimme Mutzkes zu eher respektablem Zwiegesang. Mit exquisiter Begleitung – Pianist Frank Chastenier, Drummer Wolfgang Haffner und Bassist Dieter Ilg, jeder ein Meister – klingt das bei You Are So Beautiful, jenem Song, den Joe Cocker einst durch Zerbrechlichkeit verewigte, gediegen.

Ein Kracher, das war bekannt, ist Quasthoffs Ausflug ins Revier des instrumentalen Gesanges, in dem Bobby McFerrin regiert: Quasthoff groovt sich in der Solonummer durch ein Riff und platziert dazu ein paar hohe Falsettphrasen. Unverwechselbar wird das Ganze schließlich durch dekonstruierende Ausflüge ins Kabarettistische (zwischen Verulkung des Wienerischen und Fantasiesprache). Der Rest sind Freundschaftstöne, die am besten wirken, wenn die innere Befindlichkeit nicht üppig herausgeschmettert wird. Im Piano und Pianissimo tönen die Freunde am edelsten; diskreter Gesang bringt eben den edelsten Ausdruck. (Ljubisa Tosic, 4.7.2017)