Peter Pilz, hier beim Bundeskongresses der Grünen in Linz, liebäugelt mit einer eigenen Liste bei der Nationalratswahl.

Foto: APA/DIE GRÜNEN/INES BACHER

Bei der "Kronen Zeitung" geht ein Heldenaustausch ohne sentimentales Federlesen über die Bühne. Ist ja auch alles nur eine Frage des Geschäfts. Welche Verehrung strömte einst Frank Stronach im Blatt entgegen, als man ihm, dem perfekten Vertreter der Dichand-Ideologie "Wer das Gold hat, schafft an", eine Kolumne einräumte, in der er mit seinen wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen glänzen durfte. Wie anders Mittwoch. Da gab es keine Würdigung eines kühnen politischen Denkers, lediglich einen dürren Einspalter auf Seite 2, oben und unten begrenzt mit einem Foto Franks und Robert Lugars, und als Titel Team Stronach: Partei löst sich auf. Der Parteigründer ist schon lange weg, jetzt folgt die restliche Truppe – das Team Stronach tritt bei der kommenden Nationalratswahl im Oktober nicht mehr an.

Denn schon ist ein neuer Star geboren. Der "Pilz-Faktor" bringt Schwung in Wahlkampf. Wenn man jemanden gegen grüne Frauen an der Parteispitze ausspielen kann, gibt es keinen Besseren als den populären Aufdecker-Star Peter Pilz. Was unterscheidet Peter Pilz von den Grünen? Ganz einfach: Pilz ist populär, diagnostiziert Claus Pándi gewohnt messerscharf in der Donnerstagausgabe. Pilz erfreut sich einer breiten Beliebtheit, von der die Grünen unter dem neuen Führungsduo mit Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek nur träumen können.

Ein angemessen großes Foto des neuen "Krone"-Helden, den Daumen lässig im Hosensack, soll die Begeisterung untermauern, die aufbrandet, wo Pilz auftritt. Bei einem Treffen mit dem Aufdecker-Star vor dem Parlament am Mittwoch bleiben die Passanten aus Wien und den Bundesländern - Chinesen und Japaner waren noch nicht dabei – gleich gruppenweise stehen, wünschen Pilz noch einen sehr langen Verbleib in der Politik, sprechen ihm Mut zu, danken für seinen Einsatz im Kampf gegen die Korruption.

Gleich gruppenweise! Das muss man sich einmal vorstellen. Ist aber kein Wunder, vermutlich haben die Passanten aus Wien und den Bundesländern in der "Krone" vom Vortag gelesen, was Michael Jeannée über den Schurken geschrieben hat, der es wagte, den populären Aufdecker-Star vom vierten Listenplatz zu verdrängen. 95 Prozent der "Krone"-Leser geht's wie mir – man hat von Ihrer Existenz bis gestern keine Ahnung gehabt, wird da Julian Schmid entgegengeschleudert, als wäre es das Verwerflichste, was man sich vorstellen kann, von Jeannée und seinem Anhang nicht gekannt zu werden.

"Krass logo"

Dieser kann seine Ahnungslosigkeit aber gut begründen, denn, krass logo, Julian, wen interessiert schon ein grüner Jungspund-Mandatar, der bislang nur als Reserve-Tarzan und "Ich bin öffi für alles"-Wurschtl (siehe Fotos re. u.) aufzufallen wusste. Das Foto re. u. zeigte Schmid in Badehose, was als politische Aussage zweifellos dürftig ist, als ästhetische aber zumindest auf Wählerinnen attraktiver wirken dürfte als Jeannées Kopf im Titel der Kolumne samt Schulterpartie im Steireranzug.

Der Vorwurf wirft insofern ein schiefes Licht auf die Unabhängigkeit der "Krone", als ein Jörg Haider mit nacktem Oberkörper das Blatt keineswegs zu dem Epitheton Wurschtl verleitete, und der war vielleicht ebenso öffi für alles wie der Reserve-Tarzan der grünen Basis. Für die Beschäftigungspolitik im Dritten Reich sogar sicher. Auch bei Karl-Heinz Grasser hat sich die "Krone" an Männerschönheit gern in Wort und Bild ergötzt, und ob sie einen Sebastian Kurz in Badehose von ihren Seiten verbannen würde, käme zumindest auf einen Versuch von dessen Seite an. Da mag es immerhin ein Trost sein, dass ein stilsicherer Peter Pilz uns die Entblößung seines Oberkörpers ersparen wird, selbst wenn ihn Passanten aus Wien und den Bundesländern gleich gruppenweise darum anflehen sollten.

Was den Außenminister betrifft, ist mit einer Entblößung des Oberkörpers für die Medien bis auf weiteres eher nicht zu rechnen, versucht laut "Österreich" der ÖVP-Chef doch sogar seine 13-jährige Beziehung mit Freundin Susanne partout aus den Medien herauszuhalten. Andererseits ging auch er zu Stöckl – und offenbarte Babypläne: "Irgendwann geht die Familienplanung auch an." Und heiraten wolle Kurz "auf jeden Fall". In der Zwischenzeit will Kurz mit Tiernachwuchs aufwarten, ein Kunststück, das man nicht einmal einem Bezwinger der Volkspartei zugetraut hätte. Es wird ein Hund bei Kurz einziehen. Der kommt in die Medien – garantiert. (Günter Traxler, 1.7.2017)