Rechts der Hotelturm, links der Wohnturm.

Bild: Team-V a visualisation by Zwartlicht

Mit den Y Towers soll das Viertel Overhoeks zum Leben erweckt werden.

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Alle paar Minuten kommt die Fähre und bringt Wartende mit ihren Fahrrädern und Vespas vom Amsterdamer Zentralbahnhof über den Fluss Ij, der eigentlich ein See ist. Drüben, auf der anderen Seite, soll mit Overhoeks ein neuer Stadtteil entstehen, wo der Zutritt früher streng verboten war: Shell betrieb hier jahrzehntelang ein Forschungszentrum, bevor das Unternehmen 2005 umzog und 20 Hektar Fläche frei wurden. Die Stadt schlug zu und vergibt nun Grundstücke mittels Erbpacht.

Hier fand vor wenigen Tagen der Baustart für die Y Towers statt, die von den österreichischen Investoren Invester und IES realisiert werden. Die beiden 110 bzw. 101 Meter hohen Türme verfügen über eine Gesamtfläche von 106.000 m². Die Errichtungskosten werden mit 200 Millionen Euro veranschlagt. Das Projekt sei seit kurzem ausfinanziert, berichteten die Entwickler. Die Fertigstellung ist für 2020 geplant.

Der höhere der beiden Türme wurde für 50 Jahre an die deutsche Maritim-Gruppe verpachtet, die hier ein 579 Zimmer umfassen-des Vier-Sterne-Konferenz-Hotel betreiben wird. In zwei Ballsälen werden bis zu 4000 Menschen Platz finden, berichtete Monika Gomolla, Eigentümerin und Aufsichtsratsvorsitzende der Hotelkette.

"Oberstes Marktsegment"

Der zweite, niedrigere Turm wird 250 Wohnungen beinhalten. Die Wohnungen seien "im obersten Marktsegment" positioniert, hieß es vonseiten der Investoren. Geplant sind Wohnungsgrößen vom Penthouse bis zur kompakten Singlewohnung, auch servicierte Apartments. Bewohner werden auch Zugang zu den Wellness-Angeboten des Hotels haben. "Das ist ein Konzept, das in den USA weit verbreitet ist", erzählte Franz Kollitsch von Invester.

Auch wenn der Baustart nun also offiziell erfolgt ist: Die Türme werden sich wohl erst ab Anfang kommenden Jahres in die Höhe schrauben. Der Boden müsse noch – auf Kosten der Stadt – dekontaminiert werden, so Kollitsch, zudem seien Rammpfähle bis zu einer Tiefe von 60 bis 80 Metern nötig. Dann werde man aber mit einer Geschwindigkeit von einem Geschoß pro Woche wachsen.

Auch die Finanzierung lief langsamer als erwartet, erzählte Investor Erwin Krause: "Wir haben fast zwei Jahre länger gebraucht, um die ,standard procedure‘ der Finanzierung zu erledigen, als geglaubt." Das führt er auf Nachwehen der Finanzkrise zurück, die Amsterdam stärker getroffen habe als Wien.

Weitere Projekte möglich

Für österreichische Investoren sei die Stadt jedenfalls "keineswegs abwegig", so Krause, ganz im Gegenteil: "In der ,German-associated region‘ ist Amsterdam logisch." Weitere Projekte der Invester in Amsterdam seien daher möglich. Projektpartner Markus Teufel von der IES Immobilien Projektentwicklung GmbH verglich Amsterdam mit zwei Herzkammern: "Drüben sind die Straßen eng, hier macht die Stadt auf." Für Krause ist es zudem ein "Privileg, die Skyline Amsterdams mitbeinflussen zu können".

Die Investoren sind aber nicht die ersten Österreicher, die dem neu entstehenden Viertel ihren Stempel aufdrücken: Das nationale Filmmuseum Eye, das schon von der Fähre ins Auge sticht, wurde von den Architekten Delugan Meissl geplant und 2012 fertiggestellt. Aktuell sind in Overhoeks nun noch ein Grundstück und ein Backsteingebäude zu haben.

Invester bzw. seine Gründer Kollitsch und Krause waren zuletzt in Österreich auf Einkaufstour, wo sie gemeinsam mit der Signa den Wiener Bauträger BAI kauften und gemeinsam mit der UBM die Ekazent, Verkäufer war in beiden Fällen die Bank Austria. (Franziska Zoidl, 2.7.2017)