New York – Eine Untersuchungskommission der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) hat den Einsatz von Giftgas in der syrischen Stadt Khan Sheikhoun am 4. April bestätigt.

Die von OPCW-Experten gesammelten Informationen führten zu dem Schluss, "dass eine große Zahl an Menschen, von denen manche starben, Saringas oder einer Saringas-ähnlichen Substanz ausgesetzt war", heißt es in einem vertraulichen Bericht, der der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag in Auszügen vorlag.

Das Giftgas sei sehr wahrscheinlich dort freigesetzt worden, wo nun "ein Krater in der Straße" klaffe. Die Experten seien der Auffassung, "dass solch eine Freisetzung nur als Einsatz von Saringas als chemische Waffe eingestuft" werden könne, heißt es in dem Bericht. Ein gemeinsames Gremium der OPCW und der UNO soll nun klären, ob die syrische Regierung hinter dem Angriff steckte.

Assad in Verdacht

Durch den Giftgasangriff waren mindestens 87 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Die USA, Großbritannien und Frankreich hatten die Truppen von Syriens Machthaber Bashar al-Assad dafür verantwortlich gemacht. Als Reaktion beschoss die US-Armee den syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Shairat, von dem der Giftgasangriff ausgegangen sein soll, mit Marschflugkörpern.

Die syrische Regierung wies die Vorwürfe wiederholt zurück. Mitte April sagte Assad in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP, der Giftgas-Angriff in Khan Sheikhoun sei zu "hundert Prozent konstruiert".

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, erklärte am Donnerstag, sie habe "höchstes Vertrauen in den OPCW-Bericht". "Jetzt, wo wir die nicht zu leugnende Wahrheit kennen, sehen wir einer unabhängigen Untersuchung entgegen, um genau zu bestätigen, wer für diese brutalen Angriffe verantwortlich war, damit wir Gerechtigkeit für die Opfer erringen können", fügte sie hinzu.

Der gemeinsame Untersuchungsmechanismus von UNO und OPCW ist bereits zu dem Schluss gekommen, dass die syrischen Regierungstruppen für Chlorgas-Angriffe auf drei Dörfer in den Jahren 2014 und 2015 verantwortlich waren und dass die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" 2015 Senfgas einsetzte.

Das mit Assad verbündete Russland hat die Untersuchungsergebnisse als nicht glaubwürdig zurückgewiesen. Mit seinem Veto verhinderte Russland im Februar UN-Sanktionen gegen die syrische Regierung wegen der Chemiewaffeneinsätze. (APA, 30.6.2017)